In Europa ist Brustkrebs mit 360.000 neu diagnostizierten Fällen und 92.000 Todesfällen pro Jahr die häufigste Krebsart bei Frauen. Mit einer groß angelegten Studie will ein internationales Team in den kommenden Jahren die individuellen Ursachen von Brustkrebs besser erforschen und passgenauere Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen. Wie Koordinatorin Suzette Delaloge mitteilte, trägt die Untersuchung mit 85.000 Patientinnen den Namen "MyPeBS", was für "personalising breast screening" steht, also personalisierte Brustuntersuchung.

Die Studie soll am 1. Dezember starten. Dafür sollen sechs Jahre lang 20.000 Frauen in Frankreich, 30.000 in Italien, je 10.000 in Belgien und Großbritannien sowie 15.000 Frauen in Israel untersucht werden. Delaloge, die als Onkologin im Krebsforschungsinstitut Gustave Roussy in Villejuif bei Paris arbeitet, hob am Freitag hervor, dass es sich um die weltweit größte derartige Studie handle. Insgesamt 26 Forschungspartner aus Europa und den USA seien daran beteiligt.

Nicht alle Verfahren sind zielführend

Dass es in der medizinischen Forschung einen Trend zur Individualisierung von Diagnose und Therapie gebe, zeigt sich laut Delaloge auch daran, dass es in den USA eine ähnliche Studie gebe. Delaloge hob hervor, dass es im Kampf gegen Brustkrebs immer wieder überflüssige oder nicht zielführende Untersuchungen gebe.

So könnten bildgebende Verfahren eine vorläufige Krebsdiagnose ergeben, obwohl sich der Knoten in der Brust letztlich als gutartig erweise. In anderen Fällen trete der Krebs ausgerechnet zwischen zwei Mammografie-Untersuchungen auf und könne daher nicht sofort behandelt werden.

In der Studie sollen die Frauen im Alter von 40 bis 70 Jahren im Losverfahren in zwei Gruppen eingeteilt werden. Bei der einen Gruppe finden die Krebsvorsorge-Untersuchungen nach herkömmlichem Rhythmus statt. Die andere Gruppe wird wiederum in Risikogruppen unterteilt.

Brustamputationen verhindern

Für die Festlegung des Brustkrebsrisikos werden das Alter der Patientinnen, ihre familiäre Vorgeschichte, die Beschaffenheit ihres Brustgewebes sowie ein Speicheltest berücksichtigt. Der Speichel wird auf rund 300 Gen-Varianten untersucht, die mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht werden. Die Erkenntnisse der Studie sollen dazu beitragen, Frauen unnötige potenziell schädliche Untersuchungen wie die Mammografie mit Röntgenstrahlen, Biopsien oder gar Brustamputationen zu ersparen.