Wohlverdiente Urlaube stehen vor der Tür und das Heim wird für Wochen unbenutzt gelassen; andere zieht es in der warmen Jahreszeit in den Zweitwohnsitz, der in den Monaten davor nur sporadisch besucht wurde: Das sind Situationen, in denen das Wasser, das eigentlich in guter Qualität aus unseren Leitungen kommt, zum Krankheitsüberträger werden kann.

Davor warnten Sanitär-Experten vom Forum Wasserhygiene - und gaben Tipps zum richtigen Umgang mit Leitungswasser. Einer davon lautete: Einmal pro Woche sollte das Wasser für fünf bis sieben Minuten laufen, um eine mögliche Ansteckung mit Legionellen zu vermeiden. Diese Zahl sorgte für Aufruhr bei Online-Kommentatoren: „Das ist doch Wasserverschwendung“, war der Tenor. Wir haben daher nachgefragt: Wie lange müssen Leitungen wirklich durchgespült werden und wie groß ist das Legionellen-Risiko im Eigenheim?

Konstant kalt

„Unsere Empfehlung lautet: Das Wasser so lange rinnen lassen, bis es konstant kalt ist“, heißt es auf Anfrage bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, kurz Ages. Ist man zu Hause, werde das Wasser durch den normalen Gebrauch ohnehin regelmäßig ausgetauscht. Ist man länger nicht daheim - Urlaube, Spitalsaufenthalte -, empfiehlt es sich, das Wasser bei allen Hähnen so lange laufen zu lassen, bis die Temperatur konstant ist.

Auch beim Forum Wasserhygiene berichtigt Martin Taschl: „2 bis 3 Minuten laufen lassen reichen wohl aus.“ Es gebe aber typische Gefahrenstellen, wo das Wasser lange in der Leitung stehe und Bakterien leichtes Spiel hätten: Wellness-Anlagen im Eigenheim, die nur selten genutzt werden, vor allem der Whirlpool. Auch Gartenauslässe, in denen das Wasser lange steht, und Zweitwohnsitze, die nur selten besucht werden.

Problem in großen Gebäuden

„Eigentlich sind Legionellen kein Problem von privaten Haushalten, sondern kommen viel mehr in großen Gebäuden mit weitverzweigten Leitungssystemen oder Kühltürmen vor“, heißt es von der Ages. Krankenhäuser, Altersheime oder Bäder seien typische Gefahrenorte - und auch Autowaschanlagen, wie man seit zwei Ansteckungsfällen in der Steiermark weiß.

Legionellen, die eine schwere Form der Lungenentzündung auslösen können, bilden sich, wenn warmes Wasser (25 bis 45 Grad) über einen längeren Zeitraum steht. „Das sind perfekte Bedingungen für die Vermehrung“, sagt Hygieneexperte Ojan Assadian.

Während das Trinken von Wasser, das mit Legionellen belastet ist, kein Problem darstellt, kommt es zur Ansteckung, wenn feinste Wassertröpfchen eingeatmet werden: Das passiert typischerweise beim Duschen.

218 Fälle von Legionellen

Im Jahr 2017 gab es in Österreich 218 Fälle von Legionellen - zehn davon endeten tödlich. Damit gehören Legionellen zu den gefährlichsten Erregern der Lungenentzündung. Dass die Fälle in den letzten Jahren steigen, liege einerseits daran, dass bei Lungenentzündungen öfter Tests auf Legionellen durchgeführt werden und damit mehr Fälle entdeckt werden. Andererseits könnte aber auch die Klimaerwärmung zum Anstieg beitragen.

Wirklich gefährlich sind Legionellen für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, an chronischen Lungenkrankheiten leiden, schon älter oder Raucher sind - bei ihnen kommt es eher zum schweren Verlauf. Tipps, damit es nicht so weit kommt, finden Sie in der Infobox.