"Das hat die Oma schon so gemacht." Das größte Qualitätsmerkmal der Hausmittel ist die Tradition: Lange überliefert, schon oft angewendet - und dann auch noch wirksam, ohne dass man zu Apotheke oder Arzt laufen muss. Auch wird generell das Interesse an pflanzlichen Heilmitteln immer größer. Schon Paracelsus soll gesagt haben: "Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken."

Eine Disziplin, die sich mit der Heilkraft unserer heimischen Pflanzen auseinandersetzt, ist die traditionelle europäische Medizin, kurz TEM. "Seit Anbeginn der Menschheit werden Pflanzen zu Heilzwecken eingesetzt", sagt Dina Hotter-Rahman, Apothekerin und Expertin für TEM.

Mehr als das richtige Kraut

Dabei geht es aber nicht nur darum, das richtige Kraut für ein Symptom zu kennen: "Man muss sich den Menschen als Ganzes anschauen. Welcher Typ ist er, welche Probleme hat er?", sagt Hotter-Rahman. Aus dem Wissen über die Heilkraft von Pflanzen speisen sich auch viele Hausmittel.

Doch hält das Althergebrachte den wissenschaftlichen Kriterien zur Überprüfung der Wirksamkeit stand? "Oft ist es der Glaube, der Berge versetzt", sagt Internist Winfried Graninger von der MedUni Graz. Es sei daher schwierig zu unterscheiden, ob Hausmittel per se helfen - oder weil man an sie glaubt. Laut dem Experten sind Hausmittel "prinzipiell etwas sehr Gutes, wenn sie eigentlich harmlose Beschwerden lindern".

Wann muss ich zum Arzt?

Sie führen warme Flüssigkeit zu (Tees und Suppen), sie kühlen und helfen so auch bei Entzündungen (Wickel) oder befeuchten die Schleimhäute (Inhalationen): Das Wirkungsspektrum von Hausmitteln erstreckt sich vor allem über das November-Thema Erkältungen und grippale Infekte. Doch wann ist es an der Zeit, die Selbsttherapie zu stoppen und den Arzt aufzusuchen?

"Es ist nicht klug, wenn man bei hohem Fieber über mehrere Tage den Arztbesuch vermeidet", zeigt Graninger eines der Risiken der Hausmittel-Therapie auf. Steigt das Fieber nicht über 38,5 Grad und dauert nicht länger als zwei Tage, könne es aber sehr wohl zu Hause behandelt werden. "Fieber ist eine gesunde Reaktion des Körpers und ein Zeichen für die Stimulierung des Immunsystems", sagt Graninger.

Vorsicht bei Kindern

Es gelte jedoch: Der Zustand des Patienten muss beobachtet werden. "Wird jemand apathisch oder trinkt nicht mehr, dann braucht es ärztliche Hilfe", sagt auch Hotter-Rahman. Vorsicht ist vor allem bei Kindern geboten: Hohes Fieber oder starker Durchfall können bei ihnen schnell zu kritischen Situationen führen.

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Buchtipp: Vergessene Hausmittel von Karin Buchart. Servus-Verlag, 4,99 Euro © Servus