Ob jung oder alt – man muss das Gedächtnis fordern, damit es in Schwung bleibt. Es ist wie ein Muskel, der gefordert werden will“. Davon ist die Gedächtnistrainerin Luise Maria Sommer überzeugt. Für diese „These“ führt sie auch immer sich selbst als lebenden Beweis an. Schon in jungen Jahren hat sich die damals „vergessliche Luise“ (die regelmäßig ihre Sonnenbrillen und Regenschirme verlor), für die aus der Antike stammenden Mnemotechniken interessiert und diese weiterentwickelt.

Nicht Delegieren. Mehr denn je sind die Impulse der Gedächtnistrainerin und mehrfachen österreichischen Gedächtnismeisterin in Zeiten des Smartphones gefragt. Seit dieses 2007 in seiner aktuellen Form eingeführt wurde, habe sich vieles an der Art, wie wir uns verhalten, verändert. Smartphones & Co. nehmen uns immer mehr Arbeit und Gedächtnisleistung ab. Der Preis dafür ist, dass die eigene Merkfähigkeit verkümmert – wie ein Muskel, den wir nicht nutzen.

Luise Maria Sommer hat alte Mnemotechniken weiterentwickelt
Luise Maria Sommer hat alte Mnemotechniken weiterentwickelt © Andreas Hafenscher

Die gute Nachricht. Es gibt einfache, wirksame Werkzeuge, um unser Gedächtnis wieder zu einem verlässlichen Partner zu machen. Eines der Geheimnisse, ja sogar das „Um und Auf“ im Gedächtnistraining ist es, in Bildern zu denken. Einfache, kreative, möglichst positive Bilder zu komplizierten Inhalten zu schaffen.
Das lässt sich jeden Tag im Alltag anwenden. Wer sich eine Telefonnummer, einen Pin-Code oder ein Geburtsdatum merken will, verknüpft am besten Zahl mit Bild. So z. B. die Zahl 4 mit einem Klavier oder die Zahl 5 mit einer Hand. Bei 17 unterstützt Udo Jürgens (17 Jahr, blondes Haar ...) und bei der Zahl 0 der Luftballon (wegen der ähnlichen Form).

„Haken setzen“. So ennt sich diese Methode, mit der es gelingt, beliebige Informationen dauerhaft im Gehirn zu verankern. Sie hilft im Alltag, um sich Gesichter, Namen und Nummern zu merken. Gleichzeitig beugt diese Art, das eigene Gedächnis zu fordern, Gedächtnisstörungen im Alter vor, ist Luise Maria Sommer überzeugt.

Bewusst entscheiden. Klassische Techniken wie diese sind seit Jahrhunderten im Einsatz, heute aber nicht allgemein bekannt. Vieles davon müssen wir uns richtiggehend zurückerobern. Der erste Schritt ist immer, es zu wollen und sich bewusst dafür zu entscheiden. Denn komfortabler ist es sicher, das Gedächtnis zu großen Teilen auf moderne Medien auszulagern.

© suzy stockl