In Österreich erkranken jährlich rund 28.000 Menschen an einer Sepsis, die umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt wird. 7500 Menschen sterben daran. Im Vergleich dazu sind im Vorjahr 4293 Menschen an einem Herzinfarkt verstorben. Auf diese alarmierenden Zahlen wird anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September aufmerksam gemacht. Ärztliche Fachgesellschaften arbeiten daran, die lebensbedrohliche Sepsis frühzeitiger zu erkennen.
Sepsis entsteht als lebensbedrohliche Komplikation, wenn das Immunsystem überschießend auf eine Infektion reagiert. Diese Abwehrreaktion kann bis zu einem septischen Schock mit Multiorganversagen führen, betonten die Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und der Verband der intensivmedizinischen Gesellschaften Österreichs (Federation of Austrian Societies of Intensive Care Medicine/FASIM).
Keine seltene Erkrankung
"Ohne frühzeitige medizinische Behandlung verläuft eine Sepsis oft tödlich oder bringt schwerwiegende und langanhaltende gesundheitliche Konsequenzen für die betroffenen Patientinnen und Patienten mit sich", erklärt die Medizinerin Eva Schaden als FASIM-Präsidentin. Sepsis sei, anders als oft vermutet, keine seltene Erkrankung, sondern ein weltweit verbreitetes Gesundheitsproblem mit einer hohen Sterblichkeit.
ÖGARI und FASIM wirken nun an der Erstellung eines Nationalen Aktionsplan gegen Sepsis mit. Nach britischem Vorbild "Could it be sepsis?" ("Könnte es eine Sepsis sein?") sollte bei augenscheinlich kranken Patienten die Diagnose Sepsis in Erwägung gezogen werden. Verwirrtheit, ein schweres Krankheitsgefühl, schnelle Atmung, rascher Puls, niedriger Blutdruck und eine fehlende oder sehr geringe Harnproduktion – diese Symptome gelten, wenn sie im Zusammenhang mit einer möglichen Infektion auftreten, als Anzeichen.
Spätfolgen: Post-Sepsis-Syndrom
Die Spätfolgen einer überstandenen Sepsis – als Post-Sepsis-Syndrome zusammengefasst – seien eine immense Herausforderung für unser Gesundheitssystem, vor allem aber für die betroffenen Patienten und deren Angehörige. "Um all jene Langzeitfolgen besser zu managen, die bei Patientinnen und Patienten nach einer Sepsis-Erkrankung auftreten können, wäre eine krankheitsspezifische und bedarfsgerechte Nachsorge, am besten im Rahmen einer Spezialambulanz, wünschenswert", empfiehlt Schaden.
Sepsis ist ein Notfall, bei dem jede Stunde zählt. Jeder Mensch, bei dem eine vermutete Infektion vorliegt und der zumindest ein Sepsis-Symptom zeigt, sollte sofort ein Krankenhaus aufsuchen. Je eher die oder der Erkrankte behandelt wird, desto größer sind die Überlebenschancen. In der Gesellschaft herrsche nach wie vor großes Unwissen zu dem Thema, das mache Sepsis zusätzlich gefährlich.
Sepsis sei eine lauernde Bedrohung, die vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem und Intensivpatienten betrifft. Es können aber auch ältere Menschen ab ca. 60 Jahren und Säuglinge unter einem Jahr betroffen sein. Auch Krebspatienten, Diabetiker oder chronisch kranke Personen sowie Alkohol- und Drogenabhängige weisen ein erhöhtes Sepsis-Risiko auf.