Long Covid – langwierige Krankheitssymptome nach der Genesung von einer Infektion mit Covid-19 – stellt eine eigenständige medizinische Krise dar. US-Forschende haben nun vier Risikofaktoren ermittelt, die Long Covid begünstigen. Autoantikörper spielen dabei die Hauptrolle.

Es handelt sich dabei um Antikörper, die ein körpereigenes Antigen binden. Sie sind charakteristisch für Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, treten aber beispielsweise auch bei Krebs auf. In der Studie an 309 Patienten und Patientinnen waren spezifische Autoantikörper in zwei von drei Fällen beteiligt.

Die weiteren Faktoren waren eine hohe Coronaviruslast, Typ-2-Diabetes und eine Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus (EPV). 98 Prozent der Menschen werden vor dem 40. Lebensjahr damit infiziert, meist in jungen Jahren. Während die Ansteckung im Kindesalter symptomlos verläuft, ruft sie bei Jugendlichen Pfeiffersches Drüsenfieber hervor. Wie alle Herpesviren schlummert das EPV lebenslang im Körper und kann reaktiviert werden.

Ist das der Fall, kann es unter anderem zu Erschöpfung führen, wie sie laut Studie auch bei mehr als der Hälfte der an Long Covid Leidenden beobachtet wird. Weitere häufige Symptome von Long Covid sind Husten bei einem Viertel der Genesenen und Geruchsverlust oder -veränderung bei knapp einem Fünftel. Gemäß der in der Fachzeitschrift "Cell" publizierten Studie kann eine frühe Diagnose der vier ermittelten Risikofaktoren gleich nach der Ansteckung dabei helfen, durch geeignete Therapiemaßnahmen Long Covid zu verhindern oder abzumildern.

Einige Long-Covid-Betroffene leiden unter andauernden Atembeschwerden. Auch dazu gibt es nun erste Forschungsergebnisse einer laufenden britischen Studie. Dieses Leiden könnte den Untersuchungen nach die Folge von mikrostrukturellen Diffusionsstörungen sein. Darunter versteht man eine Beeinträchtigung des Gasaustauschs zwischen Alveolarraum und dem Blut in den Lungenkapillaren – also eine längerfristige Störung des Gasaustausches in den Lungen. Bei Lungenfunktionstests zeigen diese Betroffenen keine Auffälligkeiten.

Impfschutz 

Einen gewissen Schutz vor Long Covid kann die Impfung bieten. Zwar kann diese das Auftreten des Phänomens nicht zu 100 Prozent verhindern, aber die Wahrscheinlichkeit verringern. Eine Studie des King’s College in London zeigte so etwa im September: Die Corona-Impfung reduziert die Gefahr, nach der Infektion an Long Covid zu erkranken, deutlich. Unter den wenigen Menschen, die trotz Schutzimpfung (doppelt Geimpfte) am Coronavirus erkrankten, war das Risiko von Long Covid um mehr als 50 Prozent reduziert.

Ihre Erkenntnisse gewannen die Forscherinnen und Forscher aus Daten der Zoe-Covid-Study-App. In dieser können Menschen in Großbritannien freiwillig Impfstatus und Symptome angeben. Zwischen Dezember 2020 und Juli 2021 machten das 1,2 Millionen Erwachsene mit einer Impfung und 971.504 mit doppelter Impfung.

Untersuchung aus Israel 

Auch eine Untersuchung aus Israel kam zu ähnlichen Ergebnissen. Dort wurden Menschen, die ein positives PCR-Testergebnis erhalten hatten, gebeten, einen Fragebogen zu ihrem Befinden auszufüllen. Darunter waren geimpfte wie auch ungeimpfte Menschen. Vier bis elf Monate nach der Ansteckung wurden die Betroffenen nochmals befragt. Einige von ihnen gaben Long-Covid-Symptome, wie etwa Erschöpfung oder Schwäche in den Muskeln, an. Was dabei auffällig war: Sieben der zehn abgefragten Symptome traten bei den Geimpften zu 50 bis 80 Prozent seltener auf als bei den Ungeimpften.