Herz-Kreislauferkrankungen sind bei Weitem keine Seltenheit. Weltweit gehören sie zu den verbreitetsten Krankheitsbildern und sind eine der häufigsten Sterbeursachen. Da so viele Menschen von Herz-Kreislauferkrankungen betroffen sind, ist es eine große Gruppe, die sich fragt, wie sich denn eine solche Vorerkrankung auf die Coronaimpfung auswirkt.

Erhöhtes Krankheitsrisiko 

Andreas Zirlik ist Kardiologe an der Med Uni Graz und erklärt: "Grundsätzlich kann man sich mit allen Arten von Herz-Kreislauferkrankungen gegen das Coronavirus impfen lassen. Aufgrund des erhöhten Risikos im Falle einer Covid-19-Erkrankung, ist eine Impfung sogar dringend zu empfehlen." Denn Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen haben nachweislich eine höhere Krankheitslast – schwere Covid-Verläufe sind also wahrscheinlicher. "Und kommen die Betroffenen im Rahmen ihrer Coronaerkrankung auf der Intensivstation, ist die Sterblichkeit im Vergleich zu Menschen ohne Vorerkrankung um das Zwei- bis Dreifache höher", so der Experte. Daher sei es besonders wichtig, dass sich die Patientengruppe bestmöglich schützt: "Wir wissen auch, dass der Großteil der Betroffenen sehr gut auf die Impfung anspricht."

Ausnahmen im Hinblick auf den Schutzfaktor sind jene Personen, deren Herz-Kreislauferkrankung bereits so weit fortgeschritten ist, dass das Immunsystem geschwächt ist. Diese zeigen oft eine geringere Immunantwort. Und auch Menschen, die eine Organtransplantation hinter sich haben, sind davon betroffen: "Damit der Körper das neue Organ nicht gleich wieder abstößt, werden Medikamente verabreicht, die das Immunsystem drosseln", erklärt Zirlik. Das habe auch zur Folge, dass Betroffene schwächer auf den Impfstoff reagieren und dadurch eine geringere Immunität ausbilden. "Daher sind zwei Dinge besonders wichtig: Steht eine Transplantation an, sollte – wenn möglich – vorab geimpft werden. Zeigt sich bei bestimmten Patientengruppen, dass sie schlecht auf die Impfung anspricht, sollte man früher boostern als bei Menschen ohne Vorerkrankungen."

mRNA-Impfstoffe bevorzugt 

Bei all jenen, deren Herz-Kreislauferkrankung keine Immunschwächung mit sich bringt, reicht ein Booster nach vier Monaten – wie vom Nationalen Impfgremium empfohlen – aus. Und egal ob erster, zweiter oder dritter Stich: Für Menschen mit Vorerkrankungen werden grundsätzlich mRNA-Impfstoffe empfohlen: "Studien zeigen, dass diese zum einen eine höhere Wirksamkeit haben und zum anderen Nebenwirkungen sehr unwahrscheinlich sind", so Zirlik.

Auch die Meldungen über seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen seien kein Grund, die Impfung auszulassen, wenn man schon vorab an einer solchen litt: "Herzmuskelentzündungen werden meist durch virale Infekte ausgelöst. Kommt es in seltenen Fällen bei einer Impfung zu einer solchen, hat das aber allen Erkenntnissen nach mit einer Überreaktion des Immunsystems zu tun." Die Auslöser sind also verschieden und eine vorhergehende Erkrankung dürfte wohl kein Risikofaktor sein.

Nicht zu Hause einsperren

Neben der Impfung sei es Betroffenen außerdem zu empfehlen, die Schutzmaßnahmen ernstzunehmen – also große Menschenansammlungen vermeiden und gegebenenfalls unbedingt zur Maske greifen: "Das heißt aber keinesfalls, dass sich Betroffene zu Hause einsperren sollen, denn das wäre ein ganz falscher Schritt. Nach wie vor ist Bewegung zentral für ein gesundes Herz und einen gesunden Kreislauf. Nur inaktiv daheim zu sitzen hätte negative Effekte."