Mittlerweile sind knapp zwei Drittel der Österreicher geimpft. Dennoch schießen die Infektionszahlen in neue Höhen. Es sind sogar mehr als vor einem Jahr, als noch kein Impfstoff zur Verfügung stand. Virologinnen und Virologen führen das vor allem auf die Delta-Variante des Coronavirus zurück. Denn diese ist um ein Vielfaches infektiöser. Im Hinblick darauf, stellt sich die Frage, warum die mRNA-Impfstoffe nicht bereits an die neue Variante angepasst wurden – denn immer wieder wurde betont, dass eine solche Anpassung relativ schnell möglich wäre.

Virologe Florian Krammer wusste Mittwochabend in der ZiB2 eine Antwort darauf: „Das Problem ist zweierlei. Zum einen ist die Variante infektiöser, das heißt, wenn man einen angepassten Impfstoff hätte, würde dieser im Hinblick darauf eventuell nicht viel besser sein. Der andere Grund ist: Der Impfstoff funktioniert nach wie vor sehr gut. Auch nach zweimaliger Impfung hat man einen guten Schutz gegen Erkrankung und einen sehr guten Schutz gegen schwere Verläufe.“

Aber reicht eine zweimalige Impfung noch aus? Laut dem Experten sei es früh genug, wenn man sich nach sechs Monaten – wie empfohlen – den dritten Stich holt. Sich früher boostern zu lassen, kann sogar zu einer geringeren Immunantwort führen: „Sechs Monate sind ein gutes Intervall. Wenn man dieses zu kurz wählt, kann es sein, dass der Booster nicht so gut wirkt“, so Krammer. Einzige Ausnahme sind Menschen mit Immunschwäche. Hier sollte schon früher ein dritter Stich gesetzt werden, um die sonst zu geringe Immunantwort zu stärken.

Dass man nun alle sechs Monate seinen Impfschutz auffrischen werden muss, glaubt der Experte nicht: „Wir müssen beobachten, wie es nach dem Booster weitergeht. Wenn die Immunantwort nach einer gewissen Zeit wieder heruntergehen sollte, kann es sein, dass man ähnliche Impfintervalle wie etwa bei der Zeckenimpfung benötigt.“ Hierzu seien aber schon bald erste Daten aus Israel zu erwarten.

Auch Menschen, die bereits eine Corona-Infektion überstanden haben, rät Krammer dazu, sich impfen zu lassen: „Genesene, die sich impfen lassen, haben so etwas wie eine Superimmunität.“ Und auch für jüngere Kinder sei eine Immunisierung empfehlenswert – sobald der Impfstoff für diese Altersgruppe zugelassen ist. Eine Impfpflicht für alle hält Krammer hingegen für wenig sinnvoll: „Eine solche sollte es nur für gewisse Sektoren – wie etwa den Gesundheitsbereich – geben.