Inmitten des Angebots verschiedener Covid-Impfstoffe war das Vakzin von Johnson & Johnson viele Monate für einen großen Teil der Bevölkerung die praktischste Lösung: Aus unterschiedlichen Studien zeichnete sich eine gute Wirksamkeit bei nur einem notwendigen Stich ab. Somit ermöglichte dieser Impfstoff nicht nur die einfache Umsetzung von betrieblichen Impfungen, sondern war auch für Privatpersonen eine praktische Lösung im Rahmen freier Impftage. Seit einigen Wochen steht das Vakzin nun aber stark unter Beschuss. Die Steiermark setzt nun sogar die Impfung mit Johnson & Johnson aus.Kärnten will die vorhandenen Dosen noch verimpfen, lässt das Angebot dann aber auslaufen.

Neue Situation seit Delta

Grund für die Entscheidung, die Impfung mit Johnson & Johnson zu stoppen, dürften vor allem registrierte Impfdurchbrüche sein. Von einem Impfdurchbruch spricht man dann, wenn ein Mensch trotz vorhergehender Impfung gegen das Virus an Covid-19 erkrankt. Diese Fälle waren bei Johnson & Johnson häufiger als bei anderen Vakzinen. Impfexperte Herwig Kollaritsch erklärt: „Die Daten zu Johnson & Johnson mit nur einer Impfdosis waren vielversprechend. Diese Studien wurden aber gemacht, als wir es noch mit der Alpha-Variante zu tun hatten. Durch Delta hat sich nun einiges verändert.“

Aufgrund der Impfdurchbrüche wurde in den letzten Wochen sowohl vom Nationalen Impfgremiumin Österreich wie auch von der Stiko in Deutschland eine Auffrischung bei Johnson & Johnson empfohlen. Nach einer Impfung mit Johnson & Johnson dauere es länger als nach den mRNA-Impfungen, bis sich ausreichend Antikörper gebildet hätten, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie: „Teilweise steigen die Spiegel mehr als einen Monat nach der Impfung noch an." In Bezug auf die Verhinderung einer symptomatischen Infektion schlug sich Johnson & Johnson in Bezug auf die Delta-Variante am schlechtesten mit jeweils rund 40 Prozent bei den Jüngeren und 63 Prozent bei der Gruppe 60-plus.

Auffrischen statt Aussetzen 

Laut Kollaritsch sei es aber überzogen, das Vakzin nun nicht mehr einzusetzen: „Diese Haltung kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben bei Johnson & Johnson gesehen, dass wir im Hinblick auf Delta ein Problem haben, wenn wir nur einmal impfen. Aber diese Problematik kann man leicht abfangen – nämlich indem man frühestens 28 Tage nach der ersten Dosis eine Zweitimpfung vornimmt.“

Impfexperte Herwig Kollaritsch
Impfexperte Herwig Kollaritsch © (c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)

Eine Auffrischung der Johnson & Johnson-Impfung ist sowohl mit demselben Impfstoff wie auch mit einem mRNA-Vakzin möglich: „Beides zeigt gute Effekte. Besonders gute Ergebnisse erzielt man mit heterogenem boosten (Anm. Auffrischung mit einem mRNA-Vakzin nach vorheriger Impfung mit einem Vektorimpfstoff)“, so Kollaritsch.

Guter Schutz möglich

Aber ist das Aussetzen des Impfstoffs nun Grund zur Sorge für all jene, die mit dem Johnson & Johnson Vakzin geimpft wurden? „Absolut nicht“, sagt der Impfexperte. „In diesem Fall gilt: Die erste Impfung hat Sie bisher gut geschützt. Wenn Sie sich jetzt mit einer zweiten Dosis schützen, sind Sie ausreichend immunisiert. Und dieser Schutz hält dann bis zu zwölf Monaten.“

Wichtig sei die Möglichkeit sich mit Johnson & Johnson impfen zu lassen auch deswegen, weil immer noch viele Menschen skeptisch gegenüber mRNA-Impfstoffen seien. Durch dieses Vakzin hätten diese die Wahl auf einen Vektorimpfstoff auszuweichen. Denn bis zur Zulassung des ersten Totimpfstoffs dürfte es noch etwas dauern.