Viele wissen es nicht, aber gegen die meist sehr schmerzhafte Gürtelrose gibt es eine Impfung. Das betonte die Virologin Monika Redlberger-Fritz am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. 99,5 Prozent der Über-50-Jährigen tragen das auslösende Varizella Zoster Virus für die Erkrankung in sich, eine von drei Personen entwickelt eine Gürtelrose. Daher wird die Impfung für alle ab 50 Jahren empfohlen.

Der in den vergangenen Jahren in Österreich nur fallweise erhältliche Totimpfstoff gegen Gürtelrose ist mit dem heurigen Herbst wieder verfügbar, erläuterte Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien. Es handelt sich um zwei Teilimpfungen, diese seien für alle Menschen ab 50 Jahren empfohlen, unabhängig vom Immunstatus, sagte die Virologin als Mitglied des Nationalen Impfgremiums (NIG). Ab dem Impfplan 2022 sollen sich laut Redlberger-Fritz zudem auch immunsupprimierte Personen ab 18 Jahren, die ein Risiko für Gürtelrose (Herpes zoster) haben, impfen lassen.

Von Windpocken zur Gürtelrose

Jeder, der einmal Feuchtblattern (Windpocken) hatte, kann später an Gürtelrose erkranken. Das betreffe alle vor 1980 Geborene, weil damals noch keine Impfung gegen Feuchtblattern vorhanden war, berichtete Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien. Der Impfstoff für das Kindesalter ist laut Redlberger-Fritz jedoch ein anderer als jener für Erwachsene.

Nach einer Feuchtblattern-Erkrankung bleibt das Virus im Rückenmark liegen und kann in späteren Jahren reaktiviert als Gürtelrose wieder auftreten, erläuterte der Dermatologe Rainer Kunstfeld von der MedUni Wien. Im Unterschied zu den Bläschen am ganzen Körper bei Feuchtblattern, ist bei der Gürtelrose nicht die gesamte Haut betroffen. Dieses breitet sich von rückenmarksnahen Strukturen zur gegenüberliegenden Körpermitte aus und bleibt dabei auf eine Körperhälfte beschränkt, berichtete der Mediziner.

Erste Symptome der Gürtelrose

Vorboten sind bei 84 Prozent aller Patientinnen und Patienten Schmerzen und Missempfindungen, die wenige Tage bis drei Wochen andauern können, erläuterte Kunstfeld. Erst dann komme es zu akuter Bläschenbildung, dem sichtbaren und schmerzhaften Ausschlag. Teilweise sind die Schmerzen so stark, dass Betroffene berichten, es nicht einmal auszuhalten, ein T-Shirt zu tragen. Ein Patient sei deshalb im November nur in der Badehose zu ihm gekommen, erzählte Kunstfeld. Ältere Patienten hätten oft eine schwerere Ausprägung und mehr Komplikationen.

Unter anderem sind zusätzlich bakterielle Infektionen, massive Gewebsschädigungen, Einblutungen, Ausbreitung auf das Auge bis zur Erblindung sowie Nerven- und Organbeteiligung möglich. Innerhalb von 48 bis 72 Stunden nach Auftreten der Hautveränderungen sollte mit einer antiviralen Behandlung begonnen werden und daher rechtzeitig ein Arzt aufgesucht werden. Die Sterblichkeit ist nicht sehr hoch, erläuterte Schernhammer. Auch nach der Rückbildung der sichtbaren Gürtelrose sind jedoch anhaltende Schmerzen möglich, die sogenannte Post-Zoster-Neuralgie.

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