"Innerhalb von sieben bis zehn Tagen können gesunde Menschen schwer und lebensbedrohlich erkranken", sagt Hildegard Greinix, Leiterin der Klinischen Abteilung für Hämatologie am LKH-Univ. Klinikum Graz. Hervorgerufen wird die rasche Verschlechterung durch eine Form von Blutkrebs: Die akute myeloische Leukämie (AML), an der etwa 320 Menschen in Österreich jährlich erkranken.

Bei der AML ist die Entwicklung und Ausreifung der weißen Blutkörperchen gestört, diese teilen sich ungehemmt und reifen nicht mehr aus. Diese unreifen Leukämiezellen werden als Blasten bezeichnet. In der Folge verdrängen die Leukämiezellen die gesunden Blutbestandteile im Knochenmark. Durch die Verdrängung der gesunden Zellen werden Funktionen des Blutes, darunter der Sauerstofftransport, die Blutgerinnung oder die Immunabwehr, gestört und es kann zu Infektionen, Blutarmut und Blutungen kommen.

Behandlung normalerweise mit intensiver Chemotherapie

Im Normalfall wird diese Erkrankung mit einer intensiven Chemotherapie und nachfolgender Blutstammzelltransplantation behandelt. „Es geht darum, die Leukämiezellen völlig zu eliminieren, denn bleibt etwas zurück, kann sich der Zustand der Patientinnen schnell wieder verschlechtern“, so Greinix. Weil vermehrt ältere Personen von AML betroffen sind, ist eine intensive Chemotherapie oft nicht anwendbar, etwa aufgrund von Begleiterkrankungen. Insgesamt kommen knapp 60 Prozent der AML-Patienten für eine intensive chemotherapeutische Behandlung nicht infrage.

Seit Mai 2021 gibt es eine neue Kombinationstherapie, die auch für diese Patienten eine Perspektive bietet. Leukämiezellen können selbst ihren Zelltod unterbinden, diese kombinierten Präparate sorgen – vereinfacht gesagt – dafür, dass die Krebszelle dennoch abstirbt.

Greinix hat mit dieser Behandlung gute Erfahrungen gemacht. „Diese Therapieform ist verträglicher als eine intensive Chemotherapie, wir sehen, dass es den Patienten bei Ansprechen auf die Behandlung meist so gut geht, dass sie nach einem Monat nur mehr ambulant und nicht mehr stationär behandelt werden müssen.“ Gerade für ältere Menschen gehe es darum, die Lebenszeit nicht nur zu verlängern, sondern ihnen die Möglichkeit geben zu können, noch ein aktives Leben abseits des Krankenhauses zu führen. „Das können wir mithilfe dieser Therapie“, so Greinix.

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