Die saisonal abhängige Depression (SAD) tritt meistens in der kalten Jahreszeit auf und wird daher oft fälschlicherweise als „Winterdepression“ bezeichnet. Denn die jahreszeitbedingten Verstimmungen, die sich in Form von Schlafstörungen odergedrückte Stimmung manifestieren können, können einen auch in der für die meisten schönsten Zeit des Jahres plagen. Das macht es für Betroffene oft schwer, Hilfe zu finden oder sich verstanden zu fühlen – denn was kann es Schöneres geben als Sommer, Sonne und dazu vielleicht noch Strand?

Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist die Sommerdepression im Gegensatz zur Winter-Variante wenig erforscht: Als mögliche Ursache wird die Melatoninproduktion des Körpers gehandelt. Melatonin ist ein Botenstoff, der den Schlaf-Wach-Rhythmus regelt. Ausgeschüttet wird das Hormon aus der Zirbeldrüse im Gehirn, wenn es dunkler wird – in Folge werden wir müder und schlafen ein.

Wenn die Tage im Sommer länger sind und die Sonne heller strahlt, könnte es zu Störungen bei Produktion und Ausschüttung des Hormons kommen. Dies führt zu innerer Unruhe, könnte aber auch andere chemische Prozesse beeinflussen, die schließlich zu einer echten Depression führen.

Man geht davon aus, dass Sommerdepressionen etwa vier bis sechs Prozent der Bevölkerung betrifft, wobei junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren am häufigsten darunter leiden. „Die Behandlung verläuft praktisch ident zu der anderer depressiver Störungen. Neben Antidepressiva wird auf Gesprächstherapie und psychologische Behandlung gesetzt, um den Tagesablauf der Patienten und Patientinnen zu strukturieren“, sagt Nina Dalkner, Scientific Director an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Med Uni Graz.