Die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt, die Intensivstationen sind weitgehend entlastet. Das Gesundheitssystem steht aber vor einer neuen Herausforderung: der Versorgung von Long-Covid-Patienten. "Nahezu jeder Zehnte ist betroffen, die Behandlung ist langwierig und Facharzt-übergreifend", sagte Michael Heinisch, Geschäftsführer des Krankenhausbetreibers Vinzenz Gruppe, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Es gelte, diesen Patienten rasch mit neuen Therapien zu helfen.

Vielfältige Symptome 

Egal ob die Corona-Infektion leicht oder schwer verlaufen ist: Zehn Prozent der genesenen, nicht mehr infektiösen Patienten entwickeln Long Covid-Symptome. "Die Beschwerden sind dabei sehr breit gefächert, von Herzproblemen über Essstörungen bis hin zu Kurzatmigkeit und allen Symptomen, die Mediziner unter dem Begriff Fatigue-Syndrom zusammenfassen", sagte Heinisch.

Im Herz-Jesu-Spital wird daher derzeit mit Fachärzten ein spezielles Programm entwickelt, das den Genesenen wieder auf die Beine helfen soll: "Um die Atemnot zu reduzieren, wurde ein eigenes Trainingsprogramm entwickelt, wir haben Apparate, an denen die Menschen das Atmen wieder lernen und ihre Lungen stärken können", sagte Heinisch. Außerdem werde auf Physiotherapie eingesetzt, um "die Betroffenen wieder zu eigenen Schritten zu bewegen".

Mehrere Fachärzte notwendig 

Die Behandlung müsse auf jeden Fall Fachärzte-übergreifend stattfinden, erläuterte Heinisch, denn neben Lungenproblemen seien auch kognitive Probleme, die beim Neurologen abgeklärt werden müssten, und Symptome das Herz betreffend zu beobachten. Um die optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten, werde deshalb bald eine Spezial-Tagesklinik im Herz-Jesu-Krankenhaus eingerichtet.

Auch soll den Betroffenen mit den psychische Belastungen, die mit einer Corona-Infektion einhergehen, geholfen werden: "Im Spital der Barmherzigen Schwestern gibt es ein erfolgreiches ambulantes Angebot, das bei Angst, Depression und Panikattacken in Anspruch genommen werden kann." Das Long Covid-Syndrom werde auf jeden Fall noch lange das ganze Gesundheitssystem beschäftigen - "Kardiologen, Pulmologen, Neurologen, Psychologen und Physiotherapeuten werden auf Jahre gefordert sein", sagte Heinisch.