„Noch gibt es ganz wenige Fälle in Österreich“, sagte Ulrich Elling am Dienstag gegenüber der Kleinen Zeitung. Der Molekularbiologe forscht am IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie) an der österreichischen Akademie der Wissenschaften und zeichnet mit Forschungspartnerin Luisa Cochella für einen Großteil der heimischen Sequenzierungen verantwortlich. Elling sprach von „etwa zehn Fällen pro Woche während der letzten Wochen“ der Delta-Variante in Österreich.

Nun hat die Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), wieder absolute Zahlen veröffentlicht - diese basieren unter anderem auf den Auswertungen Ellings. Demnach sind bisher absolut 71 Corona-Fälle der Variante B.1.617.2, der sogenannten Delta-Variante, die zuerst in Indien festgestellt wurde, aufgetreten. Laut Ages handelt es sich dabei um Daten von Dienstag.

Delta am häufigsten in Wien entdeckt

Mit Abstand die meisten Fälle wurden in Wien sequenziert, nämlich 32. Weitere 19 wurden in Salzburg festgestellt, sieben in Tirol, sechs in Niederösterreich, fünf in der Steiermark und je einer in Kärnten und Oberösterreich. Ein Experte hatte am Montag gegenüber der Austria Presse Agentur von "einer langsam steigenden Zahl an Einzelfällen" gesprochen. Zur Variante B.1.617.2 kamen laut Ages zwölf weitere der Varianten B.1.617.1 und B.1.617.3.

In Tirol hat es vonseiten des Landes ein paar mehr Details zur Verbreitung von Delta gegeben. Es sei zu keiner großen Clusterbildung gekommen, Ansteckungen seien nur im direkten Umfeld erfolgt, teilte man mit. Es müsse auch keiner der Betroffenen im Spital behandelt werden. Laut Elmar Rizzoli, Leiter des Corona-Einsatzstabes, wisse man meist genau, wie die Variante ins Land gekommen sei. "Zumindest 15 der 16 bisherigen Verdachtsfälle der Delta-Mutation in Tirol haben nach derzeit vorliegenden Informationen einen Reisebezug und sind auf Einträge aus dem Ausland - konkret Indien, Nepal, Pakistan, Deutschland, Malediven und Kroatien - zurückzuführen", berichtete Rizzoli. Bei der Kontaktnachverfolgung würden das Contact Tracing und die Absonderung nach "strengsten Kriterien" durchgeführt, wurde versichert.

Delta gilt als ansteckender

Die Delta-Variante gilt als deutlich ansteckender als die bisher bekannten Varianten, in England wurden wegen der Ausbreitung Lockerungen verschoben. Auch Frankreich blickt mit Sorge auf die Entwicklung im eigenen Land - wir haben hier über die Eigenheiten von Delta berichtet.

In der Kalenderwoche 23 und insgesamt waren weiterhin die weitaus meisten Infektionen der Alpha-Variante B.1.1.7 zuzurechnen, nämlich 902. B.1.617.2 kam in der Woche auf 15 Fälle, die beiden anderen indischen Varianten brachten es auf eine Infektion. 16 Fälle waren der Gamma-Variante (P.1; brasilianische Variante) zuzurechnen.