In der EU steht der Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder kurz vor der Zulassung, bis Ende der Woche wird mit einer entsprechenden Mitteilung der Europäischen Arzneimittelbehörde gerechnet. Doch weil Impfen ganz generell ein heiß diskutiertes Thema ist und Impfungen bei Kindern noch viel mehr, sind Äußerungen in dieser Hinsicht mit Vorsicht zu genießen. 

Vor diesem Hintergrund muss auch die Äußerung von Weltärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery interpretiert werden. Der deutsche Radiologe hat sich am Mittwoch dagegen ausgesprochen, Minderjährigen eine Corona-Impfung zu empfehlen: "Gegenwärtig gibt es noch zu wenig Daten, die Aussagen über das Risiko der Corona-Impfung bei Kindern zulassen." Es sei aber bekannt, dass der Krankheitsverlauf bei Kindern deutlich geringer und weniger gefährlich sei als bei Erwachsenen oder Betagten.

Am Ende könne die Studienlage auch ergeben, dass "das Risiko der Impfung von Kindern größer ist als das der Erkrankung in dieser Altersgruppe", meinte Montgomery. "Dann wird man sogar von der Impfung abraten müssen." Im Gegenzug müsse der Impfschutz in allen anderen Altersgruppen verbessert werden.

Widerspruch an den Äußerungen Montgomerys

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hält ein Impfangebot für Kinder und Jugendliche für richtig. "Das stärkste Argument, Zwölf- bis 15-Jährige zu impfen, ist einfach, dass sie auch selbst natürlich einen Schutz haben möchten", sagte Buyx am Mittwoch. Auch bei Jugendlichen gebe es schwere Verläufe und das sogenannte Long-Covid-Syndrom. Hinzukommt die Erkrankung PIMS, dass in seltenen Fällen bei Kindern und Jugendlichen Wochen nach einer Covid-Infektion auftreten kann. Dabei handelt es sich um eine überschießende Reaktion des Immunsystems, die teilweise auch intensivmedizinisch betreut werden muss. 

Wie Kinder-Impfstoffe zugelassen werden

Doch wie werden Impfstoffe für Kinder überprüft? Wie sind derartige Studien designt? Grundsätzlich handelt es sich bei diesen Studien, die Sicherheit und Wirksamkeit in Kindern als Untersuchungsgegenstand haben, um sogenannte Dosisfindungsstudien. Es geht also darum herauszufinden, welche Dosierung des Impfstoffes, der Erwachsenen verabreicht wird, in Kindern die beste Wirkung mit den geringsten Nebenwirkungen hervorruft. Es werden unterschiedliche Dosierungen bzw. ihre Auswirkungen untersucht: Etwa werden Halb- oder Viertel-Dosen verabreicht. Wir haben hier im Detail darüber berichtet

Wie wird Österreich vorgehen?

Österreich wird sich bei der Frage, ob Zwölf- bis 15-Jährige gegen Corona geimpft werden, wie bisher immer an der EU-Arzneimittelbehörde EMA orientieren. "Das Nationale Impfgremium wird anhand dieser Vorgaben fundierte Empfehlungen aussprechen können", hieß es am Mittwoch aus dem Gesundheitsministerium. "Jeder von der EMA zugelassene Impfstoff durchläuft ein präzises und verantwortungsvolles Prüfverfahren. Wenn ein Impfstoff von der EMA zugelassen wird, ist sichergestellt, dass es sich dabei um einen hocheffektiven, sicheren und ausgezeichneten Impfstoff handelt." Letztendlich hätten sich "auch in den vergangenen Monaten die europäischen Empfehlungen durch die EMA stets als wegweisend und sicher erwiesen".

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