Am Ostersamstag war es Bundeskanzler Sebastian Kurz, der hoffnungsfroh verkündete: In 100 Tagen bekommen alle, die das möchten, eine Erstimpfung verabreicht. Der endgültige Stichtag wäre somit der 12. Juli 2021. Nun 13 Tage später sagt der Kanzler, bis Mitte Juli sollen sechs Millionen Menschen, die in Österreich leben, geimpft sein.

Der Grund für diese wiederholte, ambitionierte Ankündigung des Kanzlers ist eine weitere Lieferung einer Million Dosen des Vakzins von Biontech/Pfizer noch im zweiten Quartal. Wichtig zu betonen ist: Dabei handelt es sich nicht um zusätzliche Dosen, diese Lieferung wird aus dem Herbst vorgezogen.

Positiver Effekt, aber ...

Diese eine Million Dosen wird einen positiven Effekt auf den österreichischen Impfplan haben, sagt Herwig Kollartisch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums. „Wie groß dieser ausfallen wird, hängt aber davon ab, wie verlässlich die anderen Impfstoffhersteller liefern.“ Bei AstraZeneca ist bekannt, dass sich die Liefermengen immer wieder ändern, von Zeit zu Zeit auch ausbleiben. Johnson&Johnson hat die Lieferungen an die EU aktuell wegen einiger weniger Fälle von Thrombosen überhaupt ausgesetzt. Wann diese nachgeliefert werden, ist noch unklar.

Das bedeutet, je nachdem wie verlässlich die Vektorimpfstoffe zur Verfügung stehen, umso schneller kann mit dem Impfen vorangeschritten werden. Bleiben Lieferungen im großen Stil aus, dann werden die Biontech-Dosen dazu verwendet, die entstandenen Lücken zu schließen. AstraZeneca sollte in Kalenderwoche 16 und 17 laut Impf-Dashboard des Gesundheitsministeriums rund 370.000 Dosen liefern, Johnson&Johnson in KW 17 31.200 Dosen.

Absicherung des Impfplans

„Diese Dosen von Biontech/Pfizer sind für uns die Absicherung des Impfplans bis Juni“, sagt Simulationsforscher Niki Popper im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Es stabilisiert unsere Aussage, dass bis Ende Juni 65 Prozent der unter 65-Jährigen eine Erstimpfung erhalten werden.“ Bis zu diesem Zeitpunkt sollten alle älteren Menschen, die das möchten, schon zu hundert Prozent geimpft worden sein. Das bedeutet, dass in zehn Wochen 73 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 16 Jahre geimpft sein könnten. Wobei Popper zu bedenken gibt: „Die Herausforderung ist jetzt, die Menschen zu motivieren, sich auch impfen zu lassen.“

Bis Mittwoch wurden 1.605.395 Menschen in Österreich laut dem Impf-Dashboard zumindest einmal geimpft. Dies entsprecht 18 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das bedeutet, wenn bis 12. Juli, zum Ablauf der vom Kanzler ausgerufenen 100 Tage, sechs Millionen Menschen geimpft sein sollen, müssen pro Tag (inklusive Wochenende) 50.000 Menschen geimpft werden. Von Dienstag auf Mittwoch dieser Woche waren es 60.096 Stiche.

Das Fazit

Wie lautet also das Fazit: Auch wenn Bundeskanzler Kurz darauf besteht, die Biontech/Pfizer-Dosen als „zusätzliche“ zu bezeichnen, bleibt es eine Lieferung, die aus dem Herbst vorgezogen wurde. Dennoch hat diese Million einen Effekt, aber nicht den des Boosters für den Impfplan, sondern eher jenen des Puffers, sollten andere Lieferungen ausbleiben. 

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