Am Anfang wurden Kinder in Bezug auf Covid-19 außen vor gelassen. Obwohl schon von Beginn an bekannt war, dass es Fälle erkrankter Kinder in China gab. Dann wieder waren sie die "Treiber der Pandemie." Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Kinder können sich mit Covid-19 infizieren, aber sie neigen eher weniger dazu, schwere Covid-Verläufe zu entwickeln, asymptomatische Erkrankungen kommen häufig vor. Das sieht man auch daran, dass die Inzidenzzahlen, etwa in der Altersgruppe der 5- bis 14-Jährigen hoch sind. Allerdings unterscheidet sich der Anstieg der Inzidenz in den Schulen nicht vom allgemeinen Infektionsgeschehen

Sehr wenige Kinder erkranken schwer, ein weiterer kleiner Teil dieser Gruppe entwickelt das sogenannte Hyperinflammationssyndrom MIS-C. Dabei handelt es sich um eine überschießende Reaktion des Immunsystems der Kinder. In Österreich waren von diesem bislang rund 50 Kinder betroffen. 

Impfstoffe für Kinder: Studien laufen

Um junge Menschen zu schützen, werden aktuell für Kinder und Jugendliche Impfstoffe entwickelt bzw. erforscht. In erster Linie wird in Studien überprüft, wie Kinder auf bereits zugelassene Covid-Schutzimpfungen reagieren. Biontech/Pfizer hat eine solche Studie schon abgeschlossen, allerdings sind die Ergebnisse noch nicht publiziert. Eingeschlossen in diese Studie waren etwa 2500 zwölf- bis 15-Jährige. Am Freitag gab das Unternehmen bekannt, auch eine weitere Studie, die Kinder zwischen sechs Monaten bis elf Jahre umschließt, gestartet zu haben. Nach Angaben auf der Website clinicaltrials.gov testet Pfizer drei verschiedene Dosierungen bei den jüngeren Kindern.

Auch der zweite mRNA-Impfstoff wird aktuell im Hinblick auf seinen Einsatz bei Kindern überprüft: Moderna führt aktuell eine Studie in den USA und Kanada durch, 6750 Kinder im Alter von sechs Monaten bis elf Jahren sind hier beteiligt. 

Auch AstraZeneca hat eine solche Studie laufen. Durchgeführt wird diese von der Universität Oxford, das Sample ist mit 300 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 17 Jahren vergleichsweise klein. Ergebnisse werden hier voraussichtlich im Juni oder Juli erwartet. Diese Erkenntnisse sind auch deswegen wichtig, da Großbritannien schon im August beginnen möchte, Minderjährige zu impfen - und zwar mit dem Vakzin von AstraZeneca. 

Wie die Impfstoffentwicklung für Kinder funktioniert

All diese Studien sind keine vollumfänglichen Phase-III-Studien, wie sie für die Erstzulassung eines Impfstoffes notwendig sind. Es sind sogenannte "Dosisfindungsstudien" - wie der Name schon sagt, wird überprüft, welche Menge an Impfstoff, also welche Dosis für junge Menschen die richtige ist. "Es ist derselbe Impfstoff wie für Erwachsene, in den Studien wird überprüft, wie er wirkt und vor allem, ob er nicht eine zu heftige Reaktion des Immunsystems von Kindern hervorruft", erklärt Virologe Florian Krammer im Podcast "Corona Update"

Denn: Das Immunsystem von Kindern und Jugendlichen reagiert wesentlich stärker als das von Erwachsenen, aus diesem Grund wird in diesen Studien untersucht, wie hoch die Impfstoffdosis wirklich sein muss. Es könnte sich etwa am Ende herausstellen, dass für Kinder etwa nur die Hälfte oder ein Viertel der Erwachsenendosis verabreicht werden muss. 

Auf die Verträglichkeit der Impfstoffe wird ein besonderes Augenmerk gelegt, denn gerade die Covid-Schutzimpfungen neigen zu stärkeren Impfreaktion als etwa eine FSME-Impfung. "Wenn man diese Vakzine also jungen Menschen verabreicht, kann das zu starken Impfreaktionen führen - da rede ich nicht von gefährlichen Reaktionen. Aber es kann passieren, dass ein Kinder Fieber bekommt", sagt Krammer. Um die Verträglichkeit zu überprüfen, werde Altersgruppe für Altersgruppe vorgegangen. 

Wann die Impfstoffe für Kinder verfügbar sein werden

Nun stellt sich die Frage, wann werden die Impfstoffe auch für Menschen unter 16 Jahren verfügbar sein, aktuell ist ja in der EU keine Covid-Schutzimpfung für unter 16-Jährige zugelassen. "Ab zwölf Jahren könnte ich mir vorstellen, dass wir mit den Sommerferien mit Biontech/Pfizer beginnen könnten", sagte Pharmakologe Markus Zeitlinger im Ö1-Morgenjournal. Immer vorausgesetzt allerdings, dass genug Impfstoffdosen vorhanden sind. Auch für Moderna bzw. AstraZeneca erwartet der Experte, der auch für die Europäische Arzneimittelagentur tätig ist, noch 2021 eine Zulassung. Allerdings nicht vor dem zweiten oder dritten Quartal.

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