Forscher haben die Wirksamkeit der gängigen Schutzmaßnahmen gegen Corona in Österreich geprüft und kommen zum Schluss: Maske, Lüften, Abstandhalten sind sinnvoll. Besonders hohe Ansteckungsgefahr wurde hingegen in Räumen erkannt, in denen laut gesprochen und schlecht gelüftet wird, so die Zwischenergebnisse des Projekts.

Der Covid-19-Simulator, ein computerbasiertes Aerosol- und Bewegungstool von PwC (PricewaterhouseCoopers) Österreich, untersucht die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen in öffentlichen Räumen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam berechnete u.a. das Infektionsrisiko in einem realen Unterrichtsraum des Samariterbundes in unterschiedlichen Situationen. Die ersten Ergebnisse lauten: In allen Szenarien, in denen Maßnahmen gesetzt wurden - Maske tragen, regelmäßig Lüften sowie Abstand halten -, wurde die Ansteckungsgefahr erheblich gesenkt.

Das Risiko sei von der konkreten Situation abhängig, wurde betont: "Lautes Sprechen in offenen Bereichen kann zu Ansteckungen in Entfernungen von über zwei Metern führen", so die Forscher. Bei schlechter Belüftung in offenen Bereichen, in denen viel und laut gesprochen wird (z.B. in einem Callcenter), sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass asymptomatische Personen andere infizieren - selbst, wenn diese bis zu sieben Meter entfernt von der infizierten Person sitzen. Kaum effektiv seien in diesem Fall Trennwände.

Masken hätten in gut belüfteten Räumen und bei stillem Arbeiten in bestimmten Konstellationen keinen signifikanten Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Die Aufforderung hingegen, man möge die Stimme senken bzw. nur in einem separaten, belüfteten Raum laut sprechen, "konnte die Wahrscheinlichkeit, mindestens eine weitere Person zu infizieren, auf unter ein Prozent senken".

Aus den Simulationen würden sich auch für Freizeiteinrichtungen, wie Stadien oder Skigebiete, Empfehlungen ableiten lassen, sagte Gerald Dipplinger, Projektleiter und Partner bei PwC Österreich. "Nicht die Menge der Kontakte, sondern deren Qualität ist entscheidend. Während jene Situationen besonders kritisch sind, in denen die Luft nicht zirkulieren und kein Abstand eingehalten werden kann, sollte das Ansteckungsrisiko im Bereich von Skiliften deutlich geringer sein", meinte er.

Der von der Stadt Wien im Rahmen des Innovate4Vienna Projektes geförderte Covid-19-Simulator basiert auf Crowd-Simulationen. Nach der Erstellung eines virtuellen Raums wird das Modell mit animierten Akteuren, möglichst realitätsnahen Parametern und den zu testenden Maßnahmen befüllt. Die Berücksichtigung von Bewegung, der Zufälligkeit des menschlichen Verhaltens und der Wirkung verschiedener Innenraumgestaltungen sei ein entscheidender Unterschied zu rein mathematischen Modellen, wurde betont. In Zusammenarbeit mit dem Samariterbund und dem AIT Center for Technology Experience wird das Computermodell laufend weiterentwickelt.

Ein zentraler Kern der Forschungen ist die Frage, inwieweit sich detaillierte Visualisierungen des Ansteckungsrisikos auf das Verhalten der von den Maßnahmen Betroffenen auswirken. Eine Akzeptanzstudie des Projektpartners AIT Austrian Institute of Technology soll Aufschluss geben, ob sich nach Interaktion mit dem Computermodell das Verständnis für Schutzmaßnahmen erhöht.

"So lange es noch keinen flächendeckenden Impfstoff in Österreich gibt, müssen wir weiterhin greifende und vor allem individuell abgestimmte Schutzmaßnahmen identifizieren. Das gilt sowohl für Unternehmen wie auch für öffentliche Institutionen und Einrichtungen. Nur so können wir den Betrieb in Zeiten der Pandemie aufrechterhalten und zugleich einen weiteren Lockdown verhindern", sagte Dipplinger.

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