Solche Fragen muss man Angiologen, die sich mit Gefäß­erkrankungen beschäftigen, zwangsläufig stellen: Bei allem, was Sie über Cholesterin und die Auswirkungen fettreicher Ernährung auf unsere Gefäße wissen – können Sie noch beruhigt ein Wiener Schnitzel essen? Thomas Gary, Angiologe am LKH-Universitätsklinikum Graz, antwortet lächelnd: „Wenn man jeden Tag mit den Auswirkungen des Lebensstils zu tun hat, dann entwickelt man natürlich ein gewisses Gesundheitsbewusstsein. Aber man soll sich nicht kasteien, es geht um die Gesamtbalance.“

"Hand aufs Herz": Unter diesem Titel erscheint das Magazin der Kleinen Zeitung, das sich dem Thema Herzgesundheit aus vielen Blickwinkeln nähert.
"Hand aufs Herz": Unter diesem Titel erscheint das Magazin der Kleinen Zeitung, das sich dem Thema Herzgesundheit aus vielen Blickwinkeln nähert. © KLZ

Das Spektrum der Angiologie ist groß. Das Hauptthema sind Gefäßerkrankungen, aufgrund des Themenfelds gibt es Berührungspunkte mit anderen Fächern. Die wichtigsten Angiologie-Schlagwörter:Arteriell. Auf der arteriellen Seite habe man – wie Gary es ausdrückt – viel von den Interventionsmechanismen der Kardiologen gelernt, was medikamentenbeschichtete Ballone und Stents betrifft, um verschlossene Gefäße wieder freizubekommen. Gary sagt: „Wenn technisch möglich, sollte man solche interventionellen Therapien immer zuerst versuchen, bevor man operativ eingreift.“ Risikoabschätzung? Man müsse im Vorfeld jene Patienten aussuchen, die davon profitieren.

Thomas Gary, Angiologe am LKH-Universitätsklinikum Graz
Thomas Gary, Angiologe am LKH-Universitätsklinikum Graz © (c) Juergen Fuchs (FUCHS JUERGEN)

Erfolgsaussichten. „Klar ist auch“, so der Angiologe, „dass, wenn man einen Stent bekommt und weiterraucht, das Gefäß irgendwann wieder zumachen wird. Wenn man drei, vier, fünf Eingriffe gemacht hat, enden die Möglichkeiten. Man kann nicht 40 Stents einbauen und quasi von der Hauptschlagader bis zur Zehenarterie alles mit Metall verlegen. Unbegrenzt Eingriffe zu machen ist nicht möglich.“

Schaufensterkrankheit. Schmerzen im Bein-/Fußbereich würden manchmal falsch gedeutet, Probleme mit dem Bewegungsapparat werden vermutet. Es könne sich aber um Gefäßverengungen im Beinbereich handeln, erklärt Gary. Unter der Gefäß­engstelle fehlt Sauerstoff, das schmerzt und zieht sich durchs Bein. Liegt die Engstelle im Becken, dann schmerzt das in der Wade und im Oberschenkel. Eine Engstelle in der Wade hingegen schmerzt in der Fußsohle. Kurzum: Bei der Schaufensterkrankheit sind Durchblutungsstörungen dafür verantwortlich, dass Patienten „nicht mehr gscheit gehen können“. Hauptursachen: Diabetes, Rauchen, Cholesterin. Gegenmaßnahme: Lebensstiländerung. Über 65 trifft es jeden Fünften, viele seien asymptomatisch, sagt der Angiologe. Sind die Beschwerden lebensstilmindernd, ist ein Eingriff, um die Durchblutung wieder zu verbessern, sinnvoll. Jeder Eingriff birgt ein Komplikationsrisiko, es gilt, den Nutzen abzuwägen. Wenn aber Wunden auftreten, die sich infiziert haben und nicht abheilen, muss man jedenfalls handeln.

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