Bei Lungenkrebs ist das Entscheidende für den Erfolg der Therapie immer mehr eine genaue pathologische Untersuchung und Analyse des Tumors. Jeder Krebs sei anders, aber die grundlegenden Mechanismen werden laufend besser verstanden, betonte die Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) am Donnerstag bei ihrer Jahrestagung. Die Kenntnis von neuen Biomarkern und die Entwicklung dazu passender Therapien erhöhe die Überlebenszeit und verbessere die Lebensqualität der Patienten zunehmend.

"Killer" unter den Krebserkrankungen

Dennoch gilt Lungenkrebs laut ÖGP weiterhin als "Killer" unter den Krebserkrankungen, da er durch seinen anfangs meist symptomlosen Verlauf oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Die große Chance in der Behandlung liegt in individuellen Maßnahmen, die auf den jeweiligen Patienten bzw. den analysierten Tumor zugeschnitten sind. "Noch sind wir nicht exakt dort, wo wir hinwollen, aber wir werden in diesem 'Profiling' des Tumorgewebes immer besser", erläuterte der onkologische Pneumologe Maximilian Hochmair in einer Aussendung.

Mittels Next Generation DNA-Sequencing (kurz: NGS) kann die genetische Zusammensetzung des Tumors schnell, effektiv und relativ kostengünstig analysiert werden, betonte die ÖGP. "Wurden die Patienten bis vor kurzem nur auf einen oder einige wenige Tumormarker getestet, erhalten wir heute dank NGS eine komplette DNA-Analyse, in speziellen Fällen auch eine RNA-Analyse", berichtete Hochmair. So erkennt man, ob im untersuchten Tumor sogenannte Driver-Mutationen vorliegen, die das Tumorwachstum ankurbeln. Gleichzeitig dienen diese als Angriffspunkte verschiedener zielgerichteter Therapien.

"Wichtig ist, dass, auch unter hohem Behandlungsdruck immer alle Testergebnisse abgewartet werden und erst dann die Therapieentscheidung getroffen wird", betonte Hochmair. Immer mehr Patienten könnten so in immer früheren Erkrankungsstadien eine zielgerichtete oder eine Immuntherapie erhalten. "Die Chemotherapie mit all ihren belastenden Nebenwirkungen wird dadurch zunehmend zur 'Add-on-Therapie'. Für die Patienten bedeutet dies: höhere Ansprechrate, längeres Überleben, deutlich weniger Nebenwirkungen und eine bessere Lebensqualität."

"Das Nichtrauchen, aktiv wie passiv, ist nach wie vor der beste Schutz vor Lungenkrebs. 85 Prozent der Lungenkrebspatienten sind oder waren Raucher", erklärte Hochmair. Zudem erkranken in Österreich immer mehr Frauen an der Krebsart, weil diese seit den 1960er-Jahren vermehrt zur Zigarette greifen. "Sowohl das Lungenkrebs-Erkrankungsrisiko als auch das Lungenkrebs-Sterberisiko nahm bei Frauen in den letzten Jahren massiv zu, während es bei Männern sank", berichtete der an der Klinik Floridsdorf tätige Mediziner.