Ja, er habe Bauchweh, wenn er an den Herbst denkt, sagt Volker Strenger, Kinderfacharzt am LKH Universitätsklinikum Graz und Infektionsspezialist in der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Das liege aber nicht an der Schulöffnung und einem damit verbundenen Anstieg der Coronavirus-Infektionszahlen: „Das wird kein Problem, weil Kinder nicht die Treiber des Infektionsgeschehens sind“, betont Strenger.

Bauchweh habe er, weil im Herbst viele andere Infektionen auftreten, die nicht von Covid-19 zu unterscheiden seien. „Das könne zu vielen unnötigen Corona-Alarmen führen, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine andere Infektion handelt, viel größer ist.“

"Studien haben - teilweise sehr medienwirksam - berichtet, dass Kinder gleich viele Viren ausscheiden würden wie Erwachsene", sagt Strenger. Diese Studien haben jedoch nur die Menge an Virus-Erbsubstanz auf den Abstrichtupfern im Labor untersucht und nicht die Menge an ausgeschiedenen Viren. "Viel mehr haben Cluster-Analysen – auch in Schulen - gezeigt, dass Kinder seltener Indexfälle sind und dass Kinder weniger weitere Personen infizieren als erwachsene Indexfälle", sagt Strenger. Das bedeutet, dass Kinder nur selten die Infizierten sind, bei  denen eine Infektionskette beginnt.

Kaum Cluster in Schulen

Dass Schulen kaum zu Corona-Clustern führen, hätten Studien aus Skandinavien, Großbritannien und Australien gezeigt: In Schweden sind trotz geöffneter Schulen gleich wenige Kinder infiziert wie in Finnland, wo Schulen geschlossen wurden. In Großbritannien gab es im ersten Monat nach der Schulöffnung bei über einer Million Schülern nur 70 Coronafälle. In Australien gab es vor den Ferien nur vereinzelte Fälle in Schulen und einen einzigen Cluster in einem Kindergarten. „Dort, wo es zu Ansteckungen in Kindergärten oder Schulen kam, ging sie meist von Erwachsenen und nicht von Kindern aus.“

Die bisherigen Daten zeigen: Kinder stecken sich deutlich seltener mit dem Coronavirus an und erkranken, wenn überhaupt, nur milde. An der Grazer Kinderklinik wurden bisher mehr als 1000 Coronatests an Kindern mit entsprechenden Symptomen durchgeführt, weniger als ein Prozent davon war positiv.

Andere Symptome bei Kindern

Auch seien Symptome bei Kindern unterschiedlich zu der bekannten Trias aus Fieber, Husten und Geschmacksverlust. So trat Fieber nur bei 65 Prozent der Kinder einer Studie auf, mehr als 20 Prozent hatten Magen-Darm-Symptome wie Erbrechen oder Durchfall. „Magen-Darm-Probleme scheinen bei Kindern ein häufigeres Symptom zu sein“, sagt Strenger.

Seine Empfehlung für den Schulstart: „Man muss an Covid-19 denken, wenn Kinder krank werden, aber in den allermeisten Fällen wird es sich nicht um eine Covid-19-Infektion handeln.“ Wichtig sei, dass Kinder schnell getestet werden, damit schnell Entwarnung gegeben werden kann.

Er unterstreicht auch, dass kranke Kinder zu Hause bleiben sollen, appelliert aber an den Hausverstand. „Ein leichter Schnupfen ist kein Grund, dass ein Kind zu Hause bleibt – und kein Grund für einen Coronatest.“ Ab einem starken Schnupfen rät er zum Zu-Hause-Bleiben.

Und weist darauf hin, dass es im Winter eine für Kinder weit gefährlichere Virusinfektion gibt: Jedes Jahr sterben 5 bis 10 Kinder an der echten Grippe, heuer steht ein Gratis-Impfstoff in Form eines Nasensprays zur Verfügung. „Kinder vor der Grippe zu schützen ist wichtig, da sie hier, anders als bei Covid-19, die Treiber der Ausbreitung sind.“

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