Zu den vielen Unklarheiten, mit denen Eltern vor diesem Schulbeginn konfrontiert sind, gehört auch die Frage: Was hat es mit Gurgeltests auf sich, die im Rahmen eines Monitorings regelmäßig durchgeführt werden? Das Ziel der Tests: das Infektionsgeschehen in den Schulen im Auge zu behalten, ohne Kinder regelmäßig mit Nasen-Rachen-Abstrichen zu quälen. Eine Minute lang eine Salzlösunggurgeln, ausspucken – fertig. Die Proben werden dann in Laboren untersucht – und zwar gepoolt, zehn Proben zusammengefasst. Nur wenn dabei ein positives Ergebnis auftaucht, werden die Proben individuell untersucht, um den Infizierten zu finden.

„Die Gurgellösung ist nur ein anderes Transportmedium für die Probe aus dem Mund-Rachen-Raum“, erklärt Georg Mustafa, Vorstand der Gesellschaft für Labormedizin den Unterschied zum Abstrich mittels Tupfer aus Nase oder Rachen. Für die Analyse der Proben werde dieselbe PCR-Technik verwendet. Das größte Problem, das Mustafa bei Gurgeltests sieht, ist: Beim Gurgeln können Aerosole entstehen. Diese winzigen schwebenden Partikel können infektiöses Virus in sich tragen – daher sollte am besten im Freien gegurgelt oder sehr regelmäßig gelüftet werden.

Welcher Test bringt was?
Welcher Test bringt was? © Infografik

Tests an 250 Schulen

Das ist in den Empfehlungen für die Tests in Schulen aber bereits berücksichtigt: Die Tests sollen ab Ende September an 250 Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen in allen Bundesländern stattfinden, in großen, gelüfteten Räumen oder im Freien und: freiwillig! Solche Gurgeltests wurden bereits bei den Kroatien-Rückkehrern eingesetzt, die Erfahrungen sind für Mustafa zwiespältig: „Es hat sich gezeigt, dass das Probenmaterial zum Teil problematisch ist: Abgesehen von vorhanden Essensresten können Proben vereinzelt zähflüssig sein. Solche verunreinigten Proben können ein Analysesystem lahmlegen“, sagt Mustafa. Auch beim Poolen der Proben müsse sichergestellt sein, dass jede Probe eindeutig rückverfolgbar ist.

Zur Qualität der Gurgeltests gibt es noch keine großen Analysen, aber Johannes Zuber, einer der Entwickler der Gurgeltestmethode vom Biocenter Vienna, erklärt: „Wir haben Vergleichsanalysen mit dem herkömmlichen Abstrich gemacht: Jene Menschen, die gerade infektiös sind, finden wir sehr sicher.“ Bei beiden Methoden komme es darauf an, dass sie richtig durchgeführt werden – deshalb werde das Gurgeln mit den Kindern in den Schulen auch geübt.

In einer Studie an zwei Wiener Schulen zeigte sich, dass selbst Erstklässler das Prozedere zu 80 Prozent richtig durchführen. Für Zuber bietet der Gurgeltest viele Vorteile: Es ist für den zu Testenden angenehmer und es braucht kein medizinisches Personal, um die Proben abzunehmen. Für den Labormediziner Mustafa bleibt der Nasen-Rachen-Abstrich weiterhin die bevorzugte Methode – „fehlt es aber an Material oder medizinischem Personal, ist Gurgeln eine Alternative, die funktioniert.“

Wie gut sind Antigen-Tests?

Eine weitere neue Testmethode drängt auf den Markt – und wird von Experten dringend erwartet: Antigen-Schnelltests, die innerhalb von 15 Minuten Auskunft geben, ob man infiziert ist oder nicht. Hersteller Roche kündigte diese Woche an, Ende September einen solchen Test auf den Markt zu bringen. Zwar braucht es für die Probenentnahme weiterhin den Nasen-Rachen-Abstrich, aber für die Analyse ist kein Labor notwendig, der Teststreifen liefert direkt vor Ort ein Ergebnis.

„Die Qualität ist nicht ganz so gut wie bei einem PCR-Test, aber steht kein PCR-Test zur Verfügung, können diese Tests sehr hilfreich sein“, sagt Mustafa. Nun gelte es abzuwarten, bis die Tests zugelassen und nachgeprüft werden können – sie könnten ein wichtiges Werkzeug werden, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen.