Einatmen. Ausatmen. Meine erste Therayoga-Stunde beginnt entspannt: Mit geschlossenen Augen liege ich auf einer Matte im lichtdurchfluteten Yogaloft. Später werde ich hier ausprobieren, ob sich klassische Yogapositionen durch den Einsatz eines Therabands optimieren lassen. Ich bin gespannt, denn eine chronische Nackenverletzung – die Folge eines Autounfalls – hatte in der Vergangenheit zu weniger guten Yogaerfahrungen geführt: Egal wie entspannend der Kurs auch war, am nächsten Tag folgten Migräneattacken. Yogatrainerin Lisa Schopp verspricht, dass Therayoga besonders schonend sei: „Der Körper wird gestärkt und empfindliche Regionen entlastet.“

Die Rumpfmuskulatur steht im Zentrum

Die Yogatherapeutin leitet die Atemübung an. Im Fokus steht dabei die Bauchmuskulatur. Beim Einatmen wird entspannt losgelassen, um dem Bauch Weite zu geben. Beim Ausatmen gilt es, den Bauchnabel nach innen und nach oben zu ziehen. „Der Bauchnabel spielt eine große Rolle für die Bauchmuskulatur. Wenn später das Theraband aktiviert wird, sollte dessen Einsatz immer in der Ausatmung passieren. So wird der untere Rücken geschützt und die Rumpfmuskulatur aktiviert“, erklärt Schopp. Doch noch sind wir nicht so weit.


Noch bevor wir mit den ersten Übungen beginnen, fällt auf, dass Lisa Schopp sehr viel an der körperlichen Gesundheit ihrer Yogalehrlinge liegt. Sie fragt mich nach eventuellen Vorbelastungen und ehemaligen Verletzungen. Darauf folgt eine kurze Aufklärung: „Menschen, die Verletzungen im Nackenbereich haben, dürfen manche Yogaübungen nicht ausführen. Ich würde dir empfehlen, Übungen wie die Brücke oder den Kopfstand immer auszulassen“, sagt Schopp.

Regeneration trifft Kraftaufbau

Dass Schopp vorab genau über körperliche Voraussetzungen Bescheid wissen will, erklärt sie mit einem Einblick in ihre eigene Geschichte: „Obwohl ich Yogalehrerin bin, hatte ich eines Tages solche Rückenschmerzen, dass ich morgens nicht mehr aufstehen konnte“, erzählt Schopp. Da ihr keiner eine Erklärung und Lösung für ihre Probleme liefern konnte, beschloss sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: „Das Theraband sorgt für Regeneration und Kraftaufbau. Das habe ich mit einfachen Yogahaltungen und Atemtechniken kombiniert“, sagt Schopp.

Yogapostion Baum: Durch das Theraband wird kann die Balance leichter gehalten werden.
Yogapostion Baum: Durch das Theraband wird kann die Balance leichter gehalten werden. © (c) Stefan Pajman/ballguide


Und das will ich nun auch endlich selbst ausprobieren: Wir beginnen mit einer klassischen Yogaposition: dem Baum. Doch anders als sonst habe ich jetzt das Theraband in den Händen: Ich hebe meine Arme und ziehe das Band etwas auseinander. Der Unterschied wird sofort merkbar: Ich kann meine Balance plötzlich viel leichter halten. Außerdem nehme ich die Muskeln in meinem Schulterbereich viel deutlicher wahr. „Das Band dient als Orientierung. Deine Muskeln werden deutlicher spürbar und du arbeitest automatisch mit deiner Rumpfmuskulatur“, sagt Schopp.

Übungen für alle, die viel Sitzen

Als Nächstes machen wir eine Übung, die perfekt für alle Menschen ist, die viel sitzen“, sagt die Yogatrainerin, und ich fühle mich ertappt. Ich nehme die klassische Haltung für den Krieger zwei ein. Das Theraband wird zu einer Schlinge gebunden und mit beiden Armen auseinandergezogen. Die Position fühlt sich anstrengender an als gedacht: „Dabei wird der gesamte Körper aktiviert“, sagt Schopp. Und das merkt man.

Der Krieger, einmal anders: Beine auseinander, Hinterbein durchstrecken, das Theraband kräftig auseinanderziehen.
Der Krieger, einmal anders: Beine auseinander, Hinterbein durchstrecken, das Theraband kräftig auseinanderziehen. © (c) Stefan Pajman/ballguide

Übung für Übung arbeiten wir uns mit dem Theraband durch klassische Yogapositionen, bis sich nach einer Stunde Entspannung und Erschöpfung einstellen. Und am nächsten Tag? Die Migräne bleibt aus und ein angenehmer Muskelkater beweist, dass der Körper neugierig auf diese neue Herausforderung reagiert.