Der Ausblick in den Herbst und Winter stimmt sorgenvoll: Nicht nur wegen einer befürchteten zweiten Corona-Welle, sondern auch wegen all der anderen Virus-Erkrankungen, die den Herbst und Winter alljährlich dominieren - allen voran die Influenza, die echte Grippe. Gesundheitsminister Rudi Anschober informierte heute gemeinsam mit Christa Wirthumer-Hoche, Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), und Monika Redlberger-Fritz, Med Uni Wien, über die bevorstehende Influenza-Saison.

"Auch wenn wir heute wissen, dass Covid-19 und die Influenza sehr unterschiedliche Erkrankungen sind, haben sie doch auch vieles gemeinsam", sagt Minister Anschober. Einerseits können die Symptome sehr ähnlich sein, sodass es auch für Mediziner schwierig sein kann, die Erkrankungen zu unterscheiden. Und: Die Hygienemaßnahmen, die gegen Covid-19 gesetzt werden, schützen auch vor der Influenza - Abstand halten, Hände waschen, Mund-Nasenschutz (MNS) tragen. "Leider können wir auch Doppelinfektionen nicht ausschließen, wobei sich die Krankheiten gegenseitig verstärken können", zeigt Anschober auf. Daher müsse man besonders heuer alles tun, um die Influenza-Zahlen gering zu halten.

1300 Tote durch Influenza

Zwischen 90.000 und 440.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Österreich an der echten Grippe - abhängig davon, wie stark die Grippewelle ausfällt. "Auch bei den Todesfällen gibt es eine große Schwankungsbreite", sagt Influenza-Spezialistin Redlberger-Fritz: Durchschnittlich gibt es jede Saison 1300 Todesfälle, die mit der Influenza in Zusammenhang stehen, zwischen 400 und 4000 Tote können es sein. "Die Todeszahlen hängen auch davon ab, welcher Influenza-Virusstamm dominiert", sagt Redlberger-Fritz: Der "Schweinegrippe"-Stamm H1N1 treffe vor allem Kinder und junge Erwachsene, der Stamm H3N2 hingegen führe zu vielen Erkrankungen bei älteren Menschen über 65 Jahre. "Die Influenza ist eine schwere Erkrankung, in einer schweren Grippewelle sind Intensivstationen voll mit Grippe-Patienten", sagt Redlberger-Fritz. Auch die Medizinerin warnte vor Doppelinfektionen mit Corona und Influenza.

Gegen die Grippe gibt es eine Impfung - doch diese wird in Österreich traditionell kaum in Anspruch genommen. In der letzten Saison lag die Durchimpfungsrate bei etwa 8 Prozent - im internationalen Vergleich ist das erschütternd gering, wie Anschober sagte. Ob sich die Impfbereitschaft heuer ändern wird, ist offen - doch steht überhaupt genug Impfstoff zur Verfügung?

"Der Bestell- und Produktionsprozess für den Grippeimpftsoff ist ein langfristiger", sagt Anschober: Der Bedarf müsse 12, 13 Monate im Vorhinein bestellt werden. Für Österreich hatte man sich für an den Bedarfszahlen der Vorjahre orientiert - noch bevor sich das Land in einer Pandemie befand. "Wir haben uns um Nachbestellungen bemüht, so wie alle EU-Staaten, denn alle hatten vor Corona eine andere Einschätzung als jetzt", sagt Anschober.

"Tatsächlich kann jetzt noch keiner eine Antwort auf die Frage geben: Haben wir genug Impfstoff?", sagt Christa Wirthumer-Hoche vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen. Man arbeite nun daran, bei der Verteilung der Impfstoffe die größtmögliche Transparenz zu ermöglichen. Die Herstellung des Grippeimpfstoffs dauere etwa sechs Monate, das liege auch daran, dass dafür speziell bebrütete Hühnereier verwendet werden müssen.

Spezieller Impfstoff für Kinder und Alte

Was gelungen sei: Österreich hätte nun 1,1 Millionen Dosen Grippeimpfstoff gesichert, das sei etwa ein Drittel mehr als ursprünglich kalkuliert. Außerdem habe man zwei neuartige Impfstoffe sichern können: Es gibt 200.000 Dosen eines speziellen Impfstoffs für Kinder, der als Nasenspray verabreicht werden kann. Diese Dosen können im Rahmen des Kinderimpfprogramms gratis über Kinderärzte bezogen werden - es gelte das Prinzip: Wer zuerst kommt, wird zuerst geimpft. "Kinder zu impfen ist besonders wichtig, da sie bei der Influenza - anders als bei Corona - die Motoren der Ausbreitung sind", sagt Redlberger-Fritz.

Und für ältere Menschen ab 65 Jahren konnte ein sogenannter Hochdosis-Impfstoff bezogen werden: 100.000 Dosen davon stehen zur Verfügung. Der Hintergrund: Im Alter reagiert das Immunsystem immer schlechter auf Impfungen, es tut sich schwerer, Antikörper zu bilden. Daher enthält dieser Hochdosis-Impfstoff eine höhere Antigen-Menge und die Impfung wirkt bei Älteren besser. Für die faire Verteilung dieses Impfstoffs für Risikogruppen werde gerade ein Konzept ausgearbeitet, sagt Anschober.