1. Warum sind Antikörpertests wieder zum Thema geworden?

Die Qualität der neuen Tests soll besser geworden sein. Sinnvoll seien laut Experten diese Tests aber nur, wenn es eine gewisse Durchseuchung in der Bevölkerung gibt. Die Firma Roche hat jetzt einen neuen Antikörpertest auf den Markt gebracht, der wesentlich verlässlicher sein soll. Auch in Österreich ist der Test erhältlich. Das Gesundheitsministerium spricht von „guten Daten“, die Roche vorgelegt habe. Aber: „Antikörpertests haben eine diagnostische Lücke in den ersten zehn bis zwölf Tagen.“ Was die Strategie für Testungen in Österreich betrifft: Ein Fachpapier zur Antikörpertestung sei vom Ministerium „erarbeitet“ worden und werde „nun geprüft“.

2. Werden in Österreich jetzt Immunitätsnachweise erstellt?

Laut dem Gesundheitsministerium rät die Weltgesundheitsorganisation zum jetzigen Zeitpunkt von einem „Immunitätspass“ oder Ähnlichem ab. Allein der Nachweis von Antikörpern ist kein Nachweis von Immunität. Antikörper-Tests bedürfen weiterer Validierung, heißt es.

3. Wie funktionieren Antikörpertests überhaupt?

Antikörper sind Eiweiße, die das körpereigene Immunsystem bildet, um das Virus zu bekämpfen. Antikörpertests suchen nach diesen Antikörpern im Blut. Wann sie im Laufe einer Sars-CoV-2-Infektion im Körper entstehen, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein, sagt der Virologe Lukas Weseslindtner (Med Uni Wien). Typischerweise können die ersten Antikörper fünf bis sieben Tage nach Beginn der Symptome nachgewiesen werden. Im Lauf der zweiten Woche der Infektion treten in der Regel spezifische Antikörper auf. „Wie viele Antikörper gebildet werden, hängt auch von der Schwere der Erkrankung ab“, sagt Weseslindtner – je schwerer der Verlauf, desto mehr Antikörper.

4. Wie aussagekräftig sind Antikörpertests?

Diese Frage lässt sich laut Weseslindtner nicht pauschal beantworten, die Aussagekraft hängt auch davon ab, bei welcher Gruppe von Menschen Tests eingesetzt werden. „Zwar wird für die Elisa-Tests am Markt eine hohe Spezifität angegeben, aber: Teste ich Menschen, die gerade eine Infektion mit anderen Viren durchmachen, kann die Rate falsch positiver Ergebnisse höher sein.“ Im Blut eines Menschen können Antikörper gegen ein anderes Virus sein, die den Covid-Antikörpern ähnlich sind, und der Test schlägt an, obwohl der Betroffene nie Kontakt mit Sars-CoV-2 hatte. Weseslindtner: „Um eine Antwort auf die Frage, habe ich die Infektion durchgemacht, zu bekommen, raten wir, das Ergebnis mit einem Neutralisationstest bestätigen zu lassen.“ Diese Tests können in speziellen Labors unter hohen Sicherheitsbedingungen durchgeführt werden – sie zeigen, ob Antikörper die Vermehrung des Virus hemmen.

5. Was sagen Antikörpertests über die Immunität aus?

Antikörpertest können noch wenig über die Immunität aussagen. „Wir kennen das Virus erst seit einigen Monaten, daher wissen wir noch nichts über die langfristige Immunität“, sagt Weseslindtner. Zwar sei es wahrscheinlich, dass man nach einer durchgemachten Infektion für einige Zeit immun sei und ein positiver Neutralisationstest also diesbezüglich aussagekräftig. Der Virologe warnt aber davor, nicht ausreichend erprobte Tests als einziges Mittel für „Immunitätsnachweise“ einzusetzen. „Anhaltender Schutz könnte von mehr Faktoren abhängig sein als nur von Antikörpern “, sagt Weseslindtner. Und: Ein Antikörpernachweis könne auch keine gesicherte Aussage treffen, ob man noch ansteckend ist.

6. Was bringen Antikörper-Schnelltests?

Bei Schnelltests gibt es laut Weseslindtner große Unterschiede. Das Wichtigste sei, dass Leute sie anwenden, die ihre Stärken und Schwächen kennen und über Durchführung und Interpretation Bescheid wissen. Er warnt vor dem breiten Einsatz etwa in Arztpraxen, bevor es gesicherte Daten zu einzelnen Schnelltests gibt.

7. Wann ist der Einsatz von Antikörpertests sinnvoll?

Die Covid-Erkrankung kann in zwei Phasen verlaufen, das Virus wandert von den oberen in die unteren Atemwege: Kommt ein Patient erst in der zweiten Woche der Erkrankung zum Arzt, ist das Virus mittels PCR-Test im Rachen vielleicht nicht mehr nachweisbar. Hier kann ein Antikörpertest bei der Diagnose helfen. Und: Mit Antikörpertests kann außerdem untersucht werden, wie viele Menschen in der Bevölkerung die Infektion durchgemacht haben.

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