1 Wodurch unterscheidet sich 5G von vorangegangenen Mobilfunkstandards?

Es sei beim Thema 5G „viel Marketing im Spiel“, erklärt Helmut Paulitsch vom Institut für Hochfrequenztechnik an der TU Graz gleich zu Beginn. Grundsätzlich sei 5G eine „sehr breit gestreute“ Mobilfunktechnologie, die oft auf neue Frequenzbänder zurückgreifen wird. Klar ist: mit 5G werden so genannte Bandbreiten erhöht – es können also künftig schneller mehr Daten übertragen werden – und Reaktionszeiten der Netze reduziert.

2 Stimmt es, dass 5G mehr Sendestationen mit sich bringt?

Das stimmt zumindest für den städtischen Bereich. Dort werden nämlich auf hohen Frequenzen gesendet, die sich durch „geringe Reichweite, aber hoher Leistungsstärke“ auszeichnen. Dafür werden die Basisstationen effizienter, kleiner, wandern etwa als sogenannte „Mikrozellen“ in Straßenlaternen und funken exakter.

3 Was weiß die Wissenschaft über gesundheitliche Auswirkungen von 5G?

Laut dem Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Med Uni Wien gebe es zu der 5G-Technologie der Zukunft, die z.B. autonomes Fahren möglich machen soll, keine gesundheitsrelevanten Daten: „Hier brauchen wir dringend eine Risiko-Abschätzung, und zwar bevor die Technologie flächendeckend ausgerollt wird.“ Panik sei nicht angesagt, aber Vorsorge jedenfalls. Auch Gerald Haidinger, Sozialmediziner und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats Funk (WBF), der Einschätzungen zum Gesundheitsrisiko von Mobilfunk abgibt, sagt: „Zur geplanten hochfrequenten Strahlung gibt es noch keinerlei Untersuchungen“ – man warte auf Tier- bzw. Laborversuche. Bis dato geht der WBF in seiner jährlichen Beurteilung davon aus, dass Mobilfunk keine gesundheitliche Gefahr darstellt.

Bei einem Pressegespräch der Interessenvertretung der österreichischen Mobilfunkbranche beschwichtigte hingegen der von den Branchenvertretern eingeladene Professor für Biologie an der Jacobs Universität in Bremen, Alexander Lerchl: "Es besteht aus wissenschaftlicher Sicht derzeit keinerlei Grund zur Sorge." Lerchl wertet die Bedenken mancher Ärzte als "Panikmache".

4 Wird die Strahlenbelastung für den Menschen durch 5G in Summe steigen?

Das ist unklar: Die Strahlenbelastung durch die einzelne Funkquelle wird sehr wahrscheinlich sogar geringer, da Mobilfunk-Basisstationen künftig viel „gerichteter strahlen“ werden, wie Helmut Paulitsch erklärt. Insgesamt könnte durch eine höhere Dichte an Funkquellen die Belastung aber steigen. Paulitsch ist sich auf Nachfrage jedoch sicher, dass die Strahlung unter bestehenden Grenzwerten bleiben wird. Paulitsch: „Es kann heute keine Anlage in Betrieb genommen werden, die vorgeschriebene Grenzwerte überschreitet“.

5 Welche Effekte für die Gesundheit sind möglich?

In älteren Untersuchungen – mit Frequenzen im höheren Gigahertzbereich, auf denen künftig 5G gefunkt werden könnte – sah man geringe Eindringtiefen der Strahlung, fand aber Hinweise, dass Auge und Haut Schäden nehmen können. Hans-Peter Hutter plädiert außerdem dafür, das größere Bild zu sehen: „Die Möglichkeiten, die 5G mit sich bringt, werden unsere Gesellschaft sehr stark verändern – das kann auch psychosoziale Folgen haben.“

6 Was ist „ionisierende Strahlung“ und ist diese gefährlich?

Als Ursache für die Strahlungsangst bei Menschen dient oft „ionisierende Strahlung“. Dazu zählen UV-Licht oder Röntgenstrahlen, die viel höhere Frequenzen (ab ca. 750 Terahertz) nutzen und genug Energie transportieren, um etwa der menschlichen DNA zu schaden. Funkstrahlung gehört nicht zu „ionisierender Strahlung“.

Das Fazit von Hans-Peter Hutter: „Ich will keine Panik schüren, aber ich plädiere dafür, die Pause-Taste zu drücken und zuerst das Gesundheitsrisiko abzuschätzen, bevor die Technologie flächendeckend ausgerollt wird.“ Anders sieht das Gerald Haidinger vom wissenschenschaftlichen Beirat Funk: „Wir können mit dem technologischen Fortschritt nicht Jahrzehnte warten, bis wir bewiesen haben, dass alles ungefährlich ist."