Bitte, soll es Misteltherapie, Akupunktur oder doch lieber chinesische Medizin sein? Für Krebspatienten ist die Frage nach einer komplementären Behandlung ein wichtiges Anliegen. Das ­zeigen nicht zuletzt Zahlen, die ein Team rund um Peter Krippl, Onkologe und ärztlicher Direktor des LKH Fürstenfeld, erhoben hat: Zwei Drittel der Patienten nehmen zusätzlich zur schulmedizinischen Therapie komplementärmedizinische Angebote in Anspruch. Im Schnitt seien es 3,6 unterschiedliche zusätzliche Therapien gewesen, am häufigsten Vitamin D, Ernährungstherapie/ Nahrungsergänzungsmittel sowie Sport/Bewegung und Misteltherapie. Im Vergleich entschieden sich mehr Frauen als Männer dafür.

Aber wie helfen komplementäre Methoden den Pa­tienten? Kann man sie überhaupt empfehlen? Peter Krippl: „Man darf nie grundsätzlich sagen, dass Komplementärmethoden ein Blödsinn sind. Es sind auch keine Allheilmittel darunter, aber sie können Therapien eben ergänzen. Patienten, die schwer krank sind, wollen alles versuchen – was verständlich ist. Man sollte als Arzt offen bleiben, informieren, man muss aber nicht allem zustimmen.“ Denn: „Wichtig ist es, alles zu besprechen, auch deshalb, weil eine komplementäre Methode unter Umständen die herkömmliche, schulmedizinische Therapie beeinflusst und es zu Interaktionen kommen kann.“

Zum Beispiel vertragen sich gewisse pflanzliche Präparate nicht mit bestimmten Krebsmedikamenten, wenn beide in der Leber abgebaut werden. Das könne dazu führen, dass das medizinische Produkt gar nicht oder nur abgeschwächt wirke. Krippl: „Aber wenn man eine Anfrage leichtfertig abtut, dann wird der Patient dem Arzt nicht erzählen, was er nimmt. Man muss als Arzt gut informieren, darf aber auch keine falschen Hoffnungen erzeugen.“ Gut abgesichert als komplementärmedizinische Methoden seien laut Krippl psychologische Unterstützung und eine Änderung/Anpassung in der Ernährung.