Langes Sitzen, und das an vielen Tagen, macht krank - das ist längst untersucht, und in zahlreichen Studien belegt. Wer täglich bis zu acht Stunden im Sitzen verbringt, steigert das Herzinfarktrisiko bis auf das Doppelte. Sitzmarathons drosseln den Kalorienverbrauch und Stoffwechsel, das führt nicht nur zur Gewichtszunahme, sondern macht auch das frühe Auftreten von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes wahrscheinlich. Außerdem begünstigt langes Sitzen das Entstehen von Thrombosen und Krampfadern sowie Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich.

Oft gehen diese auch mit einer Abflachung der Bandscheiben einher. Nach einem langen Bürotag noch eine Trainingseinheit im Fitnessstudio? Das wäre das Beste die Gesundheit. Doch die wenigsten können sich dazu motivieren. Stattdessen schaffen es die meisten gerade einmal auf das Sofa. Im Schnitt sitzen Österreicher am Tag zwei Stunden und 19 Minuten vor dem Fernseher.

Gehen verändert die Wahrnehmung

Als Ausgleich ist Bewegung wichtig, wobei diese nicht ausschließlich mit einer schweißtreibenden Trainingsstunde am Laufband gleichzusetzen ist. Bewegung beginnt im Kleinen, im einfachen Gehen, ohne Ziel, ohne Stoppuhr, wie Bertram Weisshaar betont. Der studierte Landschaftsplaner ist passionierter Spaziergänger und hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Vorteile dieser Art der Bewegung zu berichten. Was er am Spazierengehen am meisten schätzt: „Beim Gehen verändert sich die Wahrnehmung.“

Einfach drauflos

Bei der Haustüre raus, hinter sich absperren und ohne festes Ziel losgehen: Laut Weisshaar ist das eine Erfahrung, die jeder zumindest einmal gemacht haben sollte. Immer wieder begibt er sich auf mehrtägige Spazierreisen, die ihn an altbekannte und völlig fremde Plätze bringen. Sich von den eigenen Beinen leiten zu lassen, ermöglicht es an Orte zu kommen, die man sonst nie aufsuchen würde und neue Arten von Schönheit in Natur und Architektur zu erkennen.

Mit allen Sinnen erleben

Ein großer Vorteil des Gehens ist es, dass unsere Sinne das Umfeld viel intensiver wahrnehmen als beispielsweise bei einem Ausflug mit dem Auto. „In der Summe ist das ein großer Reichtum“, meint der Spaziergangsforscher: Wir riechen Gras und Blätter. Unsere Haut lässt uns kleinste Schatten und Temperaturunterschiede spüren. Zusätzlich nehmen wir jede Brise wahr, die uns durch die Haare fährt, und Geräusche sind viel unmittelbarer und intensiver.

Die Gedanken laufen lassen

Der Kopf ist voll. Täglich sind wir überladen von Tausenden Reizen und Gedanken. Spazieren ermöglicht es uns, durch neue Umgebungen und Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems frische Denkanstöße zu bekommen. Möchte man das Gedankenkreisen einfach mal unterbrechen, empfiehlt es sich, auch das mit Bewegung in der Natur zu verknüpfen. Sowohl die moderate Bewegung wie auch die frische Luft wirken beruhigend und stresshemmend.

Gemeinsam fortbewegen

Bertram Weisshaar trägt in seinem Buch verschiedene persönliche Erfahrungen rund um das Thema „Spazieren“ zusammen. DasBuch mischt Erlebnisse mit jahrelangen Erkenntnissen über das Gehen, Wandern und Herumstreunen. Bertram Weisshaar,Einfach losgehen. Eichborn,253 Seiten, 20,60 Euro
Bertram Weisshaar trägt in seinem Buch verschiedene persönliche Erfahrungen rund um das Thema „Spazieren“ zusammen. DasBuch mischt Erlebnisse mit jahrelangen Erkenntnissen über das Gehen, Wandern und Herumstreunen. Bertram Weisshaar,Einfach losgehen. Eichborn,253 Seiten, 20,60 Euro © Bastei Lübbe