Sie spazieren durch die Stadt, müssen aber regelmäßig stehen bleiben, weil es in den Beinen so sehr schmerzt. Um das zu verbergen, tarnen Sie das Stehenbleiben als Schaufenster-Schauen: So äußert sich die sogenannte Schaufensterkrankheit, hinter der eine hochgradige Verengung oder ein Verschluss der Arterien in den Beinen steckt.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) lautet der Fachbegriff für diese Erkrankung, von der bis zu zehn Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher betroffen sind. Deren Häufigkeit nimmt im Alter sogar noch deutlich zu, ab einem Alter von 75 Jahren sind rund 20 Prozent der Menschen davon betroffen.

Verengte Gefäße

Die Schmerzen in den Beinen sind ein Zeichen dafür, dass bereits eine hochgradige Verengung oder ein Verschluss einer vor allem die Beine versorgenden Arterie vorliegt. Die Ursache dafür: die Atherosklerose, umgangssprachlich Gefäßverkalkung genannt. Oft sind aber auch andere Arterien (Herzkranzgefäße, hirnversorgende Arterien) mitbeteiligt, weshalb die Schaufensterkrankheit ein wichtiges Warnsymptom ist. Die wichtigsten Risikofaktoren sind laut den Experten Rauchen und Diabetes.

Trotz einfacher Diagnosemöglichkeiten werde die PAVK häufig nicht rechtzeitig entdeckt oder nicht konsequent gemäß der Leitlinien behandelt. Neben einer Amputation sind diese Patienten dann vor allem durch Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gefährdet.

Rund die Hälfte der Patienten, bei denen eine Amputation oberhalb des Knies durchgeführt wird, sei nach zehn bis zwölf Jahren tot, warnte Marianne Brodmann (Klinische Abteilung für Angiologie der Universität Graz).

Screening könnte Leben retten

"Die aktuellen Daten zeigen, dass mittels eines einfachen Gefäßscreenings pro 169 einzuladenden Patienten ein Todesfall verhindert werden kann", erklärt Peter Marschang, Präsident der Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA ), die Ergebnisse einer aktuellen Studie.

Damit wäre diese Maßnahme sogar zehn Mal effektiver als andere derzeit laufende Screeningprogramme (z.B. für Brust- oder Prostatakrebs) und auch kosteneffizient.

Die ÖGIA fordert die entsprechende Umsetzung eines österreichischen Gefäßscreening-Programms mit besonderer Berücksichtigung der Risikogruppen (Personen mit Diabetes mellitus, starkem Übergewicht sowie Raucher) mit einem vaskulären Triple-Screening (Aorta, ABI/Knöchel-Arm-Index, Blutdruck) und mit Aortenaneurysma-Screening für Männer ab 65 Jahren. Auch ein Amputationsregister für das diabetische Fußsyndrom bei PAVK und Diabetes wäre sinnvoll.

Was sind Warnsignale?

Eine Messung sei generell dann erforderlich, wenn es Hinweise auf Durchblutungsstörungen aufgrund typischer Beschwerden oder schlecht heilender Beinwunden gibt, beim Auftreten von Gefäßveränderungen an anderen Lokalisationen (etwa Herz oder Halsschlagader) und auch bei Risikogruppen, also Menschen über 65 Jahren, bzw. auch jüngere Personen mit genetischer Vorbelastung oder erhöhten Risikofaktoren.

Therapiemöglichkeiten gebe es viele, so Brodmann: Es müsse das für den Patienten risikoärmste Verfahren gewählt werden. Zum Wiedereröffnen von Gefäßen im Stadium II der PAVK bieten sich etwa Eingriffe innerhalb der Gefäße wie auch chirurgische Verfahren an.

"Arteriosklerose wird nicht zu Unrecht der 'Krebs der Gefäße' genannt", sagt Brodmann angesichts der Sterblichkeitssrate. Heute stünden für Patienten, die sich im Stadium III oder IV befinden, "völlig neue Therapieansätze zur Verfügung".

Diese reichen von der Umfunktionalisierung von Venen zu Arterien, dem Einsatz von Stammzellen bis hin zum Einbau von Mikrosensoren, welche kontinuierlich die Sauerstoffversorgung messen, und Selbstmonitoring ermöglichen.