In regelmäßigen Abständen tauchen Studien auf, die zeigen: Männer haben immer weniger Spermien. Die jüngste stammt aus der Schweiz und besagt: Von rund 2500 jungen Schweizer Männern hatten 60 Prozent zumindest ein Defizit bei der Qualität ihrer Spermien. Für die Spermienqualität gibt es Normwerte, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt wurden.

So sollten in einem Milliliter Ejakulat 15 Millionen Samenzellen enthalten sein, 32 Prozent der Spermien sollten sich vorwärts bewegen und mindestens vier Prozent sollten eine normale Form aufweisen.

Bei den Schweizer Männern war es so, dass jeder Sechste zu wenig Spermien hatte, jeder vierte hatte zu wenig bewegliche Spermien und 40 Prozent der Männer hatten zu wenig normal geformte „Schwimmer“. Dass das nicht nur ein Problem der Schweizer, sondern ein genereller Trend ist, zeigte schon eine Untersuchung aus dem Jahr 2017: Europäische Männer haben um die Hälfte weniger Spermien als im Jahr 1973. Was ist da nur los?

„Die WHO beobachtet diese Entwicklung schon seit den 1950er-Jahren, seither nimmt Zahl und Qualität der Spermien ab“, sagt Karl Pummer, Vorstand der LKH-Uniklinik für Urologie in Graz. „Mit großer Wahrscheinlichkeit ist unser Lebensstil die Ursache.“

Zu wenig Bewegung, zu viel Essen

So führe zum einen der Bewegungsmangel dazu, dass der Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron absinkt. „Testosteron ist nicht nur für die Libido verantwortlich, sondern auch für die Reifung und Qualität der Spermien“, sagt Pummer.

Mit dem Bewegungsmangel gehe oft ein zweiter Faktor einher, der der Fruchtbarkeit nicht zuträglich ist: Übergewicht. Dazu erklärt Pummer, dass durch viel Fettgewebe im Körper eine fatale hormonelle Reaktion ausgelöst wird: „Im Fettgewebe entsteht ein Enzym, die Aromatase, die das noch vorhandene Testosteron in das weibliche Geschlechtshormon Östrogen umwandelt“, sagt Pummer.

Dazu komme die verheerende Wirkung von Zigaretten und Alkohol: Während Rauchen die Zahl und Beweglichkeit der Spermien senke, führe Alkohol dazu, dass der Testosteronspiegel sinkt.

Weichmacher als Schuldige?

Neben dem Lebensstil gibt es auch Faktoren, die von außen auf den Mann einwirken: „Als weitere Ursache werden Weichmacher aus Plastik diskutiert, die im Körper wie Östrogen wirken“, sagt Pummer. So hätten Studien gezeigt, dass Männer mit erhöhten Werten der Weichmacher Phthalate im Blut auch eine schlechtere Spermienqualität haben – hier brauche es aber mehr wissenschaftliche Untersuchungen.

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