Es sei bequem, es sei der direkte Weg zur Allergie-Diagnose, ganz ohne Arztbesuch: Mit diesen Versprechungen werben Bluttests für zu Hause, die alle möglichen Allergien oder Unverträglichkeiten feststellen wollen. Aber: Solche Tests halten nicht, was sie versprechen – weil sie einerseits völlig ungeeignet sind, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten festzustellen, oder den Anwender mit einer Fülle von „Diagnosen“ überschütten, mit denen er nichts anfangen kann.

Zum einen gibt es IgG4-Tests, die aus der Blutprobe erkennen wollen, an welchen Nahrungsmittelunverträglichkeiten man leidet. Ein gutes Geschäft in Zeiten, wo 17 Prozent der Österreicher von sich behaupten, eine Unverträglichkeit zu haben, aber nur die Hälfte die „Diagnose“ vom Arzt bestätigen ließ.

Keine Aussagekraft

„Diese IgG4-Tests tauchen alle paar Jahre wieder auf, sind für die Diagnose von Allergien oder Unverträglichkeiten aber sinnlos“, sagt Gunther Sturm, Allergie-Experte an der Med Uni Graz. „Wenn ich auf ein Nahrungsmittel IgG-Antikörper entwickle, heißt das nicht, dass ich intolerant oder allergisch bin“, unterstreicht Fritz Horak, Allergologe am Allergiezentrum Wien-West. „Der Körper produziert diese Stoffe, wenn er sich an ein Lebensmittel gewöhnt hat.“

Somit würden diese Tests nur zeigen, was man häufig isst. Die Diätvorschläge, die mit den Testergebnissen mitgeliefert werden, sind laut Horak ebenfalls „sinnlos“.

Chip-Tests nur in Händen von Ärzten

Eine andere Geschäftsidee sind Test-Sets für zu Hause, die echte Allergien feststellen wollen – anhand von IgE-Antikörpern. Dahinter stecken Chip-Tests, die aus einer kleinen Menge Blut bis zu 300 Allergene testen können. Laut den Experten gehören diese Testverfahren in die Hände spezialisierter Ärzte, denn: „Die Ergebnisse richtig zu interpretieren, ist sehr komplex“, sagt Sturm.

Bekomme ein Patient ein solches Testergebnis in die Hände, wisse er nicht: Was spielt für mich eine Rolle? Diese Chip-Tests setzen Allergologen nur bei Patienten ein, bei denen sich viele Fragestellungen ergeben.

Gespräch ist zentral

Doch wie sollte eine Allergie-Diagnose nun ablaufen? „Zuerst sollte man sich an einen spezialisierten Arzt wenden“, sagt Horak. Dann folge der wichtigste Teil: ein ausführliches Gespräch, wo Beschwerden erhoben und die Frage geklärt wird: Passen die Symptome zu einer Allergie? „Anhand dieser Angaben können wir gezielt testen“, sagt Horak – der erste Schritt sei der Pricktest an der Haut, wo sich innerhalb von 20 Minuten zeigt, wie der Körper auf ein Allergen reagiert. Sind noch Fragen offen, folgt ein Bluttest auf IgE-Antikörper.

Auf diese Art werden echte Allergien festgestellt – solche sind bei Nahrungsmitteln sehr selten, wie Gunter Sturm unterstreicht: „Nur 0,1 Prozent der Patienten haben eine echte Nahrungsmittelallergie, zum Beispiel auf Nüsse oder Krustentiere.“ Diese können aber auch schnell sehr gefährlich werden: Die Symptome reichen von Jucken im Mund über einen Nesselausschlag bis zum allergischen Schock mit Atemnot und Kreislaufproblemen. „Bei diesen Patienten können schon kleinste Mengen ausreichen, um schwere Reaktionen auszulösen“, sagt Horak.

Unverträglichkeit ist keine Allergie!

Echte Allergien müssen klar von Unverträglichkeiten unterschieden werden: Dahinter steckt keine allergische Reaktion, sondern ein Mangel an Enzymen, wodurch der Körper Fruchtzucker (Fruktose) oder Milchzucker (Laktose) nicht abbauen kann. Blähungen und Durchfälle sind die Folge. „Die einzige zulässige Methode, um eine Unverträglichkeit festzustellen, sind Wasserstoff-Atemtests“, sagt Horak. Und Experte Sturm stellt klar: „IgG-Tests oder Methoden wie Bioresonanz, die eine Allergie ,löschen‘, sind keine Alternative zur Allergie-Diagnostik.“