1 Endometriose: Was steckt dahinter?

Endometriose ist die zweithäufigste gutartige Erkrankung bei Frauen, bis zu 300.000 Frauen in Österreich sind betroffen – trotzdem ist die Krankheit noch immer relativ unbekannt. Bei Endometriose wuchert Gebärmutterschleimhaut an Orten im Bauchraum, wo sie nicht hingehört: an Eileitern, Eierstöcken, Blase oder Darm. „Leider wird die Erkrankung oft erst spät entdeckt“, weiß Monika Wölfler, Gynäkologin an der Med Uni Graz. Denn: Ein Hauptsymptom sind starke Schmerzen bei der Regelblutung, die oft als „normal“ akzeptiert werden. „Daher dauert es sechs bis acht Jahre, bis Frauen wissen, was los ist.“

2 Wie sind die Ursachen für die Erkrankung?

Laut Wölfler ist die retrograde Menstruation ein wichtiger Faktor: Dabei fließt das Menstruationsblut nicht Richtung Scheide ab, sondern gelangt z. B. durch vermehrte Kontraktionen der Gebärmutter über die Eileiter in den Bauchraum. Der zweite wichtige Faktor: Im Bauchraum ist das Immunsystem von Frauen mit Endometriose nicht so aktiv im Aufräumen von Zellen, die dort nicht hingehören. Daher können sich die Zellen festsetzen und dort wuchern.

3 Sind Regelschmerzen immer ein Grund, um zum Arzt zu gehen?

Wölfler sagt: „Wenn Frauen während der Menstruation immer Schmerzmittel nehmen müssen, ist das auffällig und sollte abgeklärt werden.“ Dass eine Frau manchmal, gerade in Zeiten von vermehrtem Stress, eine schmerzhafte Regelblutung hat, sei durchaus normal – aber das sollte nicht in jedem Zyklus so sein und auch nicht dazu führen, dass sie Schmerzmittel braucht.

4 Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Es gibt viele Erscheinungsformen der Endometriose, daher ist die Diagnose nicht einfach: „Es können große Knoten sein, die am Darm sitzen, es können Zysten sein, die der Arzt im Ultraschall gut erkennen kann“, erklärt Wölfler. Es gebe aber auch ganz kleine Veränderungen, nur von der Größe eines Stecknadelkopfes, am Bauchfell, die sehr starke Schmerzen verursachen können. Wenn Verdachtsmomente wie starke Regelschmerzen, ein unerfüllter Kinderwunsch, Schmerzen beim Stuhlgang, Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr auftreten, sollte man gezielte Untersuchungen einleiten.

Monika Wölfler, Gynäkologin Med Uni Graz
Monika Wölfler, Gynäkologin Med Uni Graz © Kanizaj/LKH

5 Welche Therapie ist notwendig?

Das lässt sich laut Wölfler nicht pauschal beantworten: „Bei einem jungen Mädchen mit Verdacht auf Endometriose wird man bei unauffälliger Ultraschalluntersuchung nicht sofort eine Bauchspiegelung machen, sondern erst die Pille im Langzyklus verschreiben“, sagt die Gynäkologin. Damit lassen sich die Regelblutung und die damit verbundenen Beschwerden ausschalten. Die Pille sei auch eine langfristige Therapiemöglichkeit, die Frauen über viele Jahre in Anspruch nehmen können. Jedoch kann es auch bei Pillen-Einnahme zum Fortschreiten der Krankheit kommen.

6 Wie beeinflusst die Erkrankung die Fruchtbarkeit?

Wenn zum Beispiel die Eileiter betroffen sind, dann sind diese nicht mehr durchgängig und Eizelle und Samenzelle können nicht zusammentreffen. Auch der Eierstock kann betroffen sein: Große Zysten stören die Reifung der Eizellen. „Die kleinen Veränderungen am Bauchfell führen zu einer Art Entzündung im Bauchraum, die die Befruchtung stört“, sagt Wölfler.

7 Wer braucht eine Operation?

„Wenn die Fruchtbarkeit beeinträchtigt ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine Frau davon profitiert, wenn die Herde operativ entfernt werden“, sagt Wölfler. Viele Frauen können dann auf natürlichem Weg schwanger werden. In seltenen Fällen könne die Endometriose auch Organe angreifen und deren Funktion stören: Knoten können die Entleerung des Enddarms beeinträchtigen, auch Veränderungen am Harnleiter können dessen normale Funktion stören. Dann müsse aus diesem Grund operiert werden.

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