Große Fortschritte gibt es in der Behandlung der Leukämie ("Blutkrebs"): Bei der häufigsten Form, der chronischen Lymphatischen Leukämie, kurz CLL, ist es Medizinern nun gelungen, die Chemotherapie mit all ihren Nebenwirkungen durch gezielte Wirkstoffe zu ersetzen. Das berichtet "Die Presse". Diese Inhibitoren kamen bisher ergänzend zur Chemotherapie zum Einsatz - nach neuesten Erkenntnissen können sie die Chemo nun ganz ersetzen.

CLL betrifft etwa die Hälfte der mehr als 7.000 Menschen in Österreich, bei denen eine Form der Leukämie diagnostiziert wurde. Sie entsteht im Knochenmark und stellt eine Veränderung der B-Zellen, also der Immunabwehr des Körpers, dar.

Zu den Symptomen zählen neben vergrößerten Lymphknoten Immunschwäche, Müdigkeit, scheinbar ohne Ursache auftretendes Fieber und Gewichtsverlust. CLL ist eine Krankheit des Alters: Sie wird überwiegend Menschen im Alter von 70 bis 75 Jahren diagnostiziert und schreitet in der Regel langsam voran.

Auf Fingerhut reduziert

Wird diese CLL in einem frühen Stadium erkannt, reicht es häufig, die Erkrankung im Auge zu behalten. Ist eine Therapie notwendig, haben die Ärzte mehrere Optionen: die Chemoimmuntherapie sowie zielgerichtete Therapien, bei denen die Botenstoffe blockiert werden, die das Überleben der Krebszellen ermöglichen. Ziel ist das Protein BCL-2, das den programmierten Zelltod verhindert.

Die Wirksamkeit dieser Inhibitoren ist zum Teil enorm: Bei Patienten, die im Zeitpunkt der Diagnose einen Liter bösartig veränderte Zellen im Blut aufweisen, reduziert sich deren Menge binnen kurzer Zeit um den Faktor 10.000, was dem Inhalt eines Fingerhuts entspricht, wie Ulrich Jäger, Leiter der klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie am AKH erklärte. Eines der Therapieziele ist mittlerweile, die bösartigen Zellen zum völligen Verschwinden zu bringen.

Radikaler Zelltod

Wenn eine genetische Veränderung in Form einer Verkürzung des Chromosoms 17p oder eine TP53-Mutation vorliegt, steht mit dem Wirkstoff Venetoclax eine "scharfe Waffe" zur Verfügung. Er bewirkt einen so radikalen Zelltod, dass die Patienten bei der Einstellung der Dosierung zur Sicherheit im Spital überwacht werden.

Laut Jäger gehören zu möglichen Nebenwirkungen der CLL-Therapie abhängig von der Medikamentenklasse eine erhöhte Blutungsneigung oder weniger weiße Blutkörperchen insgesamt oder das Auftreten bestimmter Autoimmunerkrankungen. In Abstimmung auf allfällige andere Erkrankungen können die Hämatoonkologen den "richtigen" Wirkstoff wählen.

Pro Patient und Monat kostet eine solche CLL-Therapie laut Jäger 5.000 bis 9.000 Euro und wird von den Krankenkassen bezahlt.