Immer mehr Therapien bei Adipositas werden in Österreich selbst von den Patienten bezahlt. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Institut SIPCAN und der Österreichischen Adipositas Gesellschaft (ÖAG) durchgeführte Erhebung. Wegen des Anstiegs von Übergewicht und Adipositas müsse "die Bekämpfung von Adipositas ein vorrangiges Ziel der Gesundheitspolitik sein", sagte ÖAG-Präsident Friedrich Hoppichler.

Jede dritte Frau und jeder zweite Mann in Österreich sind übergewichtig, jede Zehnte und jeder Siebente adipös. Besonders bedenklich sei der starke Anstieg im Kindes- und Jugendalter, warnte die ÖAG am Mittwoch in einer Aussendung. Die zahlreichen Folge- und Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Gelenksbeschwerden seien letztlich viel teurer für das Gesundheitssystem als eine Therapie.

Die Zahl der Behandlungsangebote ist hierzulande generell im Steigen begriffen. Am häufigsten gibt es sie in privaten Praxen (42,9 Prozent), gefolgt von ambulanten Angeboten in Kliniken (25,9 Prozent) und bei niedergelassenen Diätologen (24,9 Prozent). Einzeltherapien können laut SIPCAN in 89,5 Prozent aller Einrichtungen in Anspruch genommen werden, Gruppentherapien nur mehr an 45 Prozent der Einrichtungen. 31 Prozent bieten Therapien für Kinder, 56,9 Prozent für Jugendliche und 82,4 Prozent für Erwachsene an. Online befragt wurden dazu im heurigen Jahr 202 Institutionen in ganz Österreich.

Bei der Finanzierung wurde eine Tendenz zur privaten Kostenübernahme beobachtet. 71,7 Prozent der befragten Institutionen gaben an, dass die Patienten zumindest einen Teil der Therapiekosten selbst zahlen. Eine gänzliche Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen wurde von 39,1 Prozent der Einrichtungen genannt.

"Vor dem Hintergrund, dass ein niedriger Sozialstatus mit einem erhöhten Adipositas-Risiko einhergeht, ist der Anstieg von privatfinanzierten Behandlungsangeboten mit Sorge zu beobachten", meinte Hoppichler. Denn die Verbreitung von Adipositas korreliere stark mit sozioökonomischen Faktoren. In Ländern mit westlichem Lebensstil seien Männer, Frauen und Kinder aus niedrigen Bildungs-, Berufsstatus- und Einkommensgruppen weitaus häufiger adipös als jene aus sozial bessergestellten Gruppen.

Eine große Problematik für Patienten stelle die Schwierigkeit dar, eine individuell geeignete Therapieeinrichtung zu finden, betonte Hoppichler. "Wer sich in Österreich nach einer passenden Behandlungsmöglichkeit für Adipositas umschaut, wird schnell feststellen, dass die Angebote in ihrer Struktur und Finanzierung sehr unterschiedlich und nur schwer zu überschauen sind", kritisierte der ÖAG-Präsident. Das erhöhe die Zugangsschwelle. Hilfe bei der Suche nach passenden Einrichtungen sollen nun zwei aktualisierte Broschüren bieten, die kostenlos auf www.sipcan.at erhältlich sind.