18 Prozent der Frauen, acht Prozent der Männer in Österreich: Sie leiden an Migräne und machen bei der chronischen Form der Krankheit zumindest drei bis vier Attacken pro Monat durch. Und trotzdem: "Nur 40 Prozent dieser Patienten haben je eine medikamentöse Prophylaxe bekommen", kritisiert Georg Brössner, Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG). „Leider haben viele Migräne-Patienten noch nie einen Neurologen gesehen“, sagt Neurologin Anita Lechner, „und bekommen daher nicht die beste Therapie.“

Auf diesem Gebiet wurden bisher vor allem Beta-Blocker, Sartane, Kalziumantagonisten (alle drei an sich sich Blutdruckmittel) und andere, nicht spezifisch dafür entwickelte Medikamente verwendet.

Neue "Spritze"

Eine Neuerung stellen jetzt Antikörper dar, die gezielt in die Entstehung der Migräne eingreifen. Dazu wird das sogenannte Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP) oder dessen Rezeptoren blockiert. Das erste derartige Medikament, das einmal im Monat unter die Haut injiziert werden muss, wurde vor kurzem zugelassen.

"Grob gesagt wurde damit bei 50 Prozent der Patienten in der klinischen Studie die Häufigkeit der Migräne-Attacken halbiert", sagte Brössner. Im Durchschnitt kam es unter dieser Therapie bei den Studienpatienten zu einem Rückgang der Häufigkeit der Attacken von durchschnittlich 8,3 pro Monat auf rund fünf Anfälle (minus 3,2 bzw. minus 3,7 Attacken pro Monat).

Kein "Allheilmittel"

Doch auch unter Placebo trat durchschnittlich eine Verringerung der Häufigkeit der Beschwerden um 1,8 Tage ein. Eine erste Vergleichsstudie zwischen der Anwendung des ersten derartigen Medikamentes mit herkömmlich verwendeten Arzneimitteln in der Migräneprophylaxe ist erst im Anlaufen.

Von einem neuen „Allheilmittel“ wollen Experten daher nicht sprechen – es sei vielmehr eine weitere Option für Patienten, die unter schwerer Migräne leiden.