Stillen ist die natürlichste Sache der Welt! Versus: Ich will in der Öffentlichkeit keine nackte Brust sehen! Entlang dieser Bruchlinien entfaltet sich die gesellschaftliche Diskussion, die durch das Facebook-Posting einer Mutter neu angeheizt wurde: Die Frau wurde in einem Restaurant, in dem sie ihr vier Monate altes Baby stillte, von einem männlichen Gast aufgefordert, sich zu bedecken. Aus Wut und Protest bedeckte sie nicht ihre Brust, sondern ihr Gesicht - das Posting wurde mehr als 217.000 Mal geteilt.

Model Mara Martin stillte vor Kurzem bei einer Modenschau ihre Tochter auf der Bühne, um für mehr Akzeptanz einzutreten.

Mara Martin stillte am Laufsteg
Mara Martin stillte am Laufsteg © imago/MediaPunch

Aus gesundheitlicher Sicht ist klar: Muttermilch ist die beste Nahrung für Babys. Sie verändert sich je nach den Bedürfnissen des Säuglings - die Milch von Müttern von Frühchen ist eiweißreicher, damit die Kleinen schneller Gewicht zunehmen -, und liefert bioaktive Substanzen mit. So nimmt Baby alle Antikörper, die die Mutter im Laufe ihres Lebens gebildet hat, auf - diese Stoffe formen das Immunsystem des Kindes.

Dadurch haben gestillte Kinder weniger Allergien. Und: Gestillte Babys werden im Erwachsenenalter seltener übergewichtig. Bis zum sechsten Monat sollten Babys nur gestillt werden, dann kann mit Beikost begonnen werden. Kinder können zusätzlich gestillt werden, solange Mutter und Kind wollen.

Den Geschmack prägen

Bereits im Mutterleib nehmen Ungeborene über das Fruchtwasser und die darin gelösten Aromen Geschmack wahr, diese frühkindliche Prägung setzt sich beim Stillen fort. Somit entscheidet das, was Mama isst, maßgeblich darüber, was das Kind später mag oder nicht mag.

"Was wir essen, mögen wir auch", ist der Grundsatz, wie Marlies Wallner vom Institut für Diätologie der FH Joanneum erklärt. Was die Mutter in Schwangerschaft und Stillzeit isst, wird vom Baby später auch lieber gemocht - und so könne der Geschmack eines Kindes von Anfang an auf "gesund" geprägt werden. Und somit auch davor bewahren, dass sich Kinder im späteren Leben "schlecht" (zu süß und fettig) ernähren und dadurch übergewichtig werden.

Wie das geht? "Mit einer vollwertigen und ausgewogenen Kost in Schwangerschaft und Stillzeit", sagt Wallner. Dazu gehören ein großer Anteil an Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen sowie verschiedene Gemüsesorten. "Auch Brokkoli, Kraut, Spinat und Rote Rüben sollten gegessen werden", sagt Wallner. Diese Gemüsesorten hätten einen gewöhnungsbedürftigen bitteren, erdigen Geschmack - der frühe Kontakt macht es später leichter, Kinder an diese Lebensmittel zu gewöhnen.

Vorteile für die Mama

Stillen bringt auch für Mütter gesundheitliche Vorteile: Das Brustkrebsrisiko sinkt, es werden Hormone ausgeschüttet, die die Mutter gelassener machen und ihren Schlafrhythmus auf den des Kindes abstimmen.