Tezepelumab wird vom US-Biotechkonzern Amgen und vom britischen Pharmaunternehmen AstraZeneca entwickelt, schrieb vor kurzem Helmut Spreitzer von der Abteilung für pharmazeutische Chemie der Universität Wien in der Österreichischen Apothekerzeitung. Neben Bronchien erweiternden Medikamenten (Bronchodilatoren) und entzündungshemmenden Medikamenten (Cortison, Montelukast) wurden vor einigen Jahren auch monoklonale Antikörper gegen Asthma in die Therapie eingeführt. Omalizumab neutralisiert das Asthma auslösende Immunglobulin E, Benralizumab, Mepolizumab und Reslizumab sollen den Immunbotenstoff Interleukin 5 bei sogenanntem eosinophilen Asthma unschädlich machen.

Der neue Biotech-Wirkstoff Tezepelumab dürfte hingegen generell wirksam sein, weil sein Effekt sehr früh in der Kaskade der Abläufe ansetzt, die zu Entzündungen führen. Die Antikörper neutralisieren den Immunbotenstoff TRSPP ("thymic stromal lymphopoietin"). TRSPP wird in den Epithelzellen von Haut und Schleimhäuten gebildet. Seine Aufgabe besteht vermutlich in der Alarmierung der antigen-präsentierenden Zellen, die daraufhin eine immunologische Reaktion in die Wege leiten, hieß es dazu in der deutschen Ärztezeitung.

Studie der Phase II

Die Blockade von TRSPP hat nicht nur einen Rückgang der Eosinophilen (Entzündungszellen) zur Folge. In einer Studie der Phase II an Patienten (Klärung der richtigen Dosierung, Proof-of-Concept an Patienten), deren Ergebnisse Jonathan Corren von der David Geffen School of Medicine in Los Angeles in Kalifornien vergangenen September im New England Journal of Medicine publiziert haben, kam es auch zu einem Rückgang der FeNO-Konzentration ("Fraktioniertes ausgeatmetes Stickstoffmonoxid"). Das ist ein Parameter in der Diagnose von nicht allergischem Asthma. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Tabakrauch, Dieselabgase oder Viren über eine Freisetzung von TRSPP eine Asthmareaktion auslösen.

Mehr als 60 Prozent Erfolg

An der sogenannten PATHWAY-Studie hatten 584 Patienten mit Asthma teilgenommen, bei denen die Anfälle mit den herkömmlichen Medikamenten nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Die Patienten wurden auf eine Behandlung mit Tezepelumab in drei verschiedenen Dosierungen (70, 210 oder 280 Milligramm alle vier Wochen oder 280 Milligramm alle zwei Wochen) oder auf eine Placebo-Behandlung eingestellt. Alle drei Dosierungen erwiesen sich als wirksam. Die jährliche Rate von Asthmaanfällen sank in der Placebo-Gruppe um rund ein Drittel, unter den wirklich mit dem neuen Medikament Behandelten je nach Dosierung um 61, 71 und 66 Prozent. Die Wirkung setzte relativ rasch ein und blieb über die gesamte Behandlungsphase von 52 Wochen erhalten.

Die Behandlung erwies sich als nebenwirkungsarm. Es gab nur wenige Therapieabbrüche. Die Ergebnisse von groß angelegten Wirksamkeitsstudien stehen noch aus. Da Tezepelumab eine breite Wirkung auf die Entzündungsreaktion hat, muss langfristig mit einem Anstieg von Infektionen gerechnet werden, deren Abwehr zu den Aufgaben von Entzündungsreaktionen gehören.