Derzeit versterben etwa 70 Prozent aller Menschen in Österreich in Institutionen, obwohl bei Befragungen die meisten angeben, zu Hause sterben zu wollen. Von politischer Seite wird oft ,mobil vor stationär' versprochen, doch die Realität hinkt nach. 2014 lag der österreichweite Prozentsatz jener Menschen, die zu Hause sterben konnten, bei 27,4 Prozent.

Wiener Vorzeigeprojekt

"Um hier wirksam und nachhaltig eine Veränderung herbeizuführen, wurde das für Österreich derzeit noch einzigartige Pilotprojekt ,HPC Mobil - Hospizkultur und Palliative Care in der Hauskrankenpflege' von Hospiz Österreich gemeinsam mit vier Wiener Trägern - dem Arbeiter-Samariter-Bund Wien, der Caritas der Erzdiözese Wien, der CS Caritas Socialis und der Volkshilfe Wien - entwickelt und in drei Jahren umgesetzt", berichtet Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich. "Wir sind sehr dankbar, dass der Fonds Gesundes Österreich das Projekt mitfinanziert hat und dass die Wiener Träger bereit waren, viel Engagement und Eigenleistung einzubringen."

Jede Organisation verfügt nun über Palliativbeauftragte und eine Palliativgruppe, die zentral für die Entwicklung, die Etablierung und die Nachhaltigkeit von HPC Mobil im Träger sind. Palliativbeauftragte sind eine personifizierte Knowhow Basis, die sich mit dem Thema HPC beschäftigt und der Organisation beim Lernen hilft. Durch HPC Mobil erhalten die Betreuenden das Basiswissen und die Grundhaltung zu Hospiz und Palliative Care, die sie brauchen. 1800 Mitarbeiter aller Berufsgruppen profitieren von den praxisnahen Workshops zu Hospiz und Palliative Care in der Hauskrankenpflege. Sie betreuen nun mit höherer Qualität Menschen, die bis zuletzt zu Hause leben wollen, wie die Verantwortlichen betonen. "Um die Erfolge dieses Pilotprojektes weiterführen und ausbauen zu können, brauchen wir nun Rahmenbedingungen, die das ermöglichen: raschere Bewilligung in palliativen Situationen, flexible Stundenerhöhung und Finanzierung der Abstimmungsleistungen zwischen den Betreuenden und die Finanzierung des VSD Vorsorgedialogs", so Robert Oberndorfer, Geschäftsführer CS Caritas Socialis/CS Hospiz Rennweg.

Interview: "So fühlt sich Sterben an" - eine Palliativschwester spricht über ihre Erfahrungen

Durch HPC Mobil wird die Zusammenarbeit mit den Allgemeinmedizinen, den Entlassungsmanagern der Krankenhäuser und der spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung verbessert. Die vier Wiener Träger haben den besonderen Einsatz, den Pilotprojekte mit sich bringen, auf sich genommen, um den Wunsch vieler ihrer Klienten, zu Hause zu sterben, erfüllen zu können und um die Selbstbestimmung der Betroffenen zu stärken. Die Kooperation sei dabei vor die Konkurrenz gestellt worden.

Klaus Schwertner, Geschäftsführer Caritas der ED Wien; Waltraud Klasnic, Präsidentin Dachverband Hospiz Österreich; Robert Oberndorfer, MBA, Geschäftsführer CS Caritas Socialis/CS Hospiz Rennweg; Oliver Löhlein, Geschäftsführer Arbeiter Samariter Bund Wien; Otto Knapp, MSc, Geschäftsführer Volkshilfe Wien (v. l. n. r.)
Klaus Schwertner, Geschäftsführer Caritas der ED Wien; Waltraud Klasnic, Präsidentin Dachverband Hospiz Österreich; Robert Oberndorfer, MBA, Geschäftsführer CS Caritas Socialis/CS Hospiz Rennweg; Oliver Löhlein, Geschäftsführer Arbeiter Samariter Bund Wien; Otto Knapp, MSc, Geschäftsführer Volkshilfe Wien (v. l. n. r.) © Hospiz Österreich, Ben Leitner

Dieser Weg habe sich in vielerlei Hinsicht gelohnt. Die Ergebnisse zeigen u.a., dass sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Menschen sicherer fühlen. Sie können besser einschätzen, wann die spezialisierte Hospiz- und Palliativversorung einzubeziehen ist, erkennen die Wichtigkeit der vorausschauenden Planung und die Notwendigkeit einer sehr guten Zusammenarbeit mit den AllgemeinmedizinerInnen und setzen es in die Praxis um.

Wie es weitergeht

Alle anderen Organisationen in Wien und in den Bundesländern sind herzlich eingeladen, Partner im Netzwerk HPC Mobil zu werden.  Evaluiert wird das Projekt durch das NPO Kompetenzzentrum für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship Institut der Wirtschaftsuniversität Wien.