Die Alzheimer-Forschung war in den letzten Jahren von Rückschlägen gezeichnet: Studien mussten gestoppt werden, Ansätze verworfen werden. Was macht Sie optimistisch, dass es eine Therapiemöglichkeit gibt?

HUSSEINI MANJI: In jedem komplexen Feld - und Alzheimer ist sehr komplex - ist es nicht überraschend, dass Dinge schiefgehen. Wir glauben, dass wir mit Amyloid und Tau die richtigen Ziele gefunden haben, wir mit der Behandlung aber viel zu spät dran sind. Bei leichtem bis mittelschwerem Alzheimer sammeln sich die Ablagerungen bereits seit 20 Jahren, die Patienten werden zu spät behandelt.

Woran erkennt man Risikopatienten, wenn sie noch keine Symptome haben?

Über Gehirn-Scans können wir Menschen finden, die bereits Ablagerungen im Gehirn haben, 15 Jahre bevor die ersten Anzeichen auftreten. Um jene Menschen mit einem besonders hohen Risiko zu finden, nutzen wir eine Kombination aus genetischen Voraussetzungen, Familiengeschichte und ausgefeilten kognitiven Tests. Man kann das mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergleichen: Ihr Herz scheint gesund zu sein, doch wenn man Sie zur maximalen Belastung bringt, zeigt sich eine Anormalität. Dasselbe machen wir mit kognitiven Tests.

Husseini Manji, Alzheimer-Forscher
Husseini Manji, Alzheimer-Forscher © Janssen

Das würde bedeuten, scheinbar gesunde Menschen zu behandeln. Wie kann man das Patienten erklären?

Man kann Alzheimer mit der Gefäßverkalkung vergleichen: Die Gefäße haben schon Engstellen, der Betroffene spürt aber nichts davon. Auch bei Alzheimer sind die Ablagerungen schon sichtbar, machen aber noch keine Probleme. Wenn man lang genug wartet, bricht die Krankheit aber aus. Es wird viel Aufklärung brauchen, aber Umfragen zeigen: Die eine Krankheit, vor der sich Menschen besonders fürchten, ist Alzheimer.

Wann kann mit neuen Therapieansätzen gerechnet werden?

Zuerst müssen die richtigen Patienten gefunden werden, wir untersuchen zehn Menschen, um einen zu finden. Das braucht leider Zeit. Doch wir hoffen, dass unsere Generation davon profitieren wird.