1. Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung leiden am Reizdarm: Welche Symptome sind typisch?

„Die Beschwerden beim Reizdarm sind sehr unspezifisch“, sagt Patrizia Kump, Gastroenterologin an der LKH-Uniklinik Graz und Reizdarm-Spezialistin. Sie reichen von Durchfall über Verstopfung bis zu Blähungen. Ganz typisch ist vor allem der Schmerz im Bauch.

2. Warum ist die Diagnose des Reizdarms so schwierig?

Das Problematische an der Diagnose des Reizdarms ist, dass typischerweise alle Untersuchungen (Laborwerte, Darmspiegelung) unauffällig sind. Daher kämpfen viele Patienten damit, nicht ernst genommen zu werden. „Der Patient hat Beschwerden, die er sich nicht einbildet“, sagt Kump. Die Ursache liege in der Funktion des Magen-Darm-Trakts – und eben nicht an einer sichtbaren Veränderung.

3. Hängen die Beschwerden mit der „modernen“ Ernährung zusammen?

Dass man auf bestimmte Lebensmittel empfindlich reagiert, sei eine typische Begleiterscheinung des Reizdarm-Syndroms, sagt Kump. „Auch verändert der Konsum industrialisierter Nahrungsmittel unsere Darmflora“, sagt die Expertin. Diese winzigen Mitbewohner im Darm spielen eine große Rolle für unsere Gesundheit. Jedoch sei die Ernährung alleine nicht dafür verantwortlich, dass ein Reizdarm entsteht – auch die Psyche spiele mit.

4. Warum muss oft auch die Psyche mitbehandelt werden?

Tatsache ist, dass unser Darm viele Nervenzellen besitzt, die mit dem Gehirn kommunizieren – die sogenannte Hirn-Bauch-Achse. „Ob die Psyche bei der Entstehung des Reizdarm-Syndroms Henne oder Ei ist, ist noch unklar und im Einzelfall auch unterschiedlich“, sagt Kump. Es gebe aber Betroffene, bei denen zum Beispiel Traumatisierungen in der Kindheit zum Reizdarm geführt haben. Bei solchen Patienten sind Antidepressiva und Hypnosebehandlungen Teil der Therapie. „Sonst haben wir mit Diäten, Präbiotika und Probiotika gute Erfolge“, sagt Kump. Vor allem Präbiotika werden für die langfristige Therapie eingesetzt, da diese die „guten“ Bakterien im Darm füttern. Doch jeder Patient brauche eine sehr individuelle Therapie.

5. Welche Medikamente können der Darmflora schaden?

„Das sind vor allem Antibiotika“, sagt Apothekerin Regina Schwarzl. Antibiotika sollen schädliche Bakterien abtöten – doch dabei beeinträchtigen sie auch die gesunde, nützliche Darmflora. Jeder vierte bis fünfte Anwender leidet während oder nach der Einnahme an Durchfall.