„Nein, Antidepressiva machen nicht abhängig und sie verändern auch nicht die Persönlichkeit.“ Damit räumte Psychiater Dietmar Bayer gleich mit zwei der häufigsten Vorurteile rund um die Therapie von Depressionen auf. 

Auch sind Depressionen keine seltenen Erkrankungen, sondern mittlerweile eine echte Volkskrankheit – bis zum Jahr 2020 wird die Depression laut der WHO sogar die am zweithäufigsten diagnostizierte Erkrankung sein! Doch noch immer ist die Erkrankung mit einem Stigma behaftet, wie auch Psychiater Bayer weiß. Patienten suchen nicht den Weg zum Arzt, was nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Angehörigen eine große Belastung ist – und eine unnötige.

Medikamente brauchen Zeit

„Die Depression ist behandelbar“, sagte Bayer. Aber es brauche manchmal Geduld: „Die Medikamente brauchen Zeit, bis sie wirken. Leider sind die Nebenwirkungen manchmal schon früher spürbar“, sagte Apothekerin Mandl. Übelkeit, Mundtrockenheit oder Schlafstörungen können auftreten - „doch diese verschwinden bei längerer Einnahme wieder“, sagte Mandl. Was Patienten auf keinen Fall tun sollten, ist, die Medikamente eigenhändig abzusetzen oder die Dosis selbst zu verändern! „Es braucht einen gleichmäßigen Spiegel im Blut, damit die Medikamente wirken können“, sagte Bayer.

Für leichte Formen der Depression stünden auch pflanzliche Heilmittel zur Verfügung: Die Wirksamkeit von Johanniskraut sei durch wissenschaftliche Studien bewiesen, hier müsse aber auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geachtet werden. Auch sollte es immer mit dem Arzt abgesprochen werden, wenn zusätzlich pflanzliche Mittel eingenommen werden.

„Bewegung ist ein wichtiger Teil der Therapie“, unterstrich Bayer. Auch Psychotherapie und eine soziale Begleitung gehören zu einer Behandlung von Depressionen. Damit das aber überhaupt möglich sei, müsse zunächst die Balance der Botenstoffe im Gehirn wiederhergestellt werden.