Nach Liberia hat auch Sierra Leone die schwere Ebola-Epidemie in der Region zum Gesundheitsnotfall erklärt. Präsident Ernest Bai Koroma will durch den Schritt die Seuche mit einem verschärften Maßnahmenpaket in den Griff bekommen. Wie die Weltgesundheitsbehörde (WHO) am Donnerstag in Genf mitteilte, gab es bisher 729 Todesfälle durch die Seuche.

Allein zwischen Donnerstag und Sonntag vergangener Woche wurden laut WHO 57 neue Todesfälle gemeldet. Insgesamt 1.323 Menschen wurden demnach mit dem Virus infiziert, 729 von ihnen starben. Angesichts der anhaltenden Neuinfektionen bleibe Lage in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone "prekär", erklärte die Organisation.

In Sierra Leone sind die Sicherheitskräfte seien angewiesen worden, für die Durchführung der Anordnungen rund um die Notfallverordnungen zu sorgen, berichtete BBC am Donnerstag. Alle Maßnahmen sollten zunächst für 60 bis 90 Tage gelten. Koroma sagte zugleich seine Teilnahme an einem USA-Afrika-Gipfel in der kommenden Woche ab.

Polizei und Militär würden die Ein- und Ausreise in die stark betroffenen Regionen beschränken, die als Ausgangspunkt der Seuche vermutet werden, sagte Koroma in einer Rede. In diesen Gebieten würden die Häuser durchsucht, um Ebola-Infizierte zu finden und zu isolieren. Zugleich sollten sie dafür sorgen, dass Gesundheitsbeamte und Hilfsorganisationen ungehindert ihrer Arbeit nachgehen könnten.

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Das Nachbarland Liberia hatte die Epidemie bereits am vergangenen Wochenende zum nationalen Notfall erklärt. Kurze Zeit später wurden alle Grenzen geschlossen. Ausnahmen sind lediglich zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen aber Zentren eingerichtet wurden, um Ein- und Ausreisende auf eine mögliche Erkrankung zu prüfen. Am Mittwoch hatte Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf außerdem die Schließung aller Schulen des Landes angeordnet.

Nigeria hatte vor einigen Tagen nach dem Tod eines Ebola-Kranken seine Sicherheitskräfte an Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Die Luftaufsichtsbehörde verbot der Fluglinie ASky, Ziele in dem Land anzusteuern. In einer ASky-Maschine hatte der infizierte Mann aus Liberia gesessen.

Erste Ebola-Fälle waren in Guinea im März dieses Jahres registriert worden, rückblickend wurde darauf geschlossen, dass es schon im Dezember 2013 erste Infektionen gab. Rasch wurden auch das nahe Liberia und Sierra Leone erfasst. Es handelt sich um den schwersten Ausbruch der Krankheit seit ihrer Entdeckung im Jahr 1976. Auch ist es die erste Epidemie mit dem gefährlichen Zaire-Ebolavirus in Westafrika. Mehr als 670 Menschen sind dem Erreger bereits zum Opfer gefallen. Die Todesrate unter den Erkrankten dürfte bei rund 60 Prozent liegen.

Wegen der Ebola-Epidemie in Westafrika hat die französische Regierung zu erhöhter Wachsamkeit auch in Frankreich aufgerufen. Derzeit sei zwar "das Risiko einer Einschleppung des Virus nach Europa und Frankreich gering", sagte die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine der Zeitung "Le Parisien" vom Donnerstag.

Die Ministerin erinnerte daran, dass in Frankreich schon seit einigen Monaten Empfehlungen für Reisende in die betroffene Region herausgegeben worden seien. Das medizinische Personal sei alarmiert worden, um im Falle von Ebola-Symptomen bei Rückkehrern sofort reagieren zu können. Die Ministerin versicherte, dass in Frankreich alle medizinischen Möglichkeiten zur Behandlung zur Verfügung stünden, falls ein Krankheitsfall auftreten sollte.