In Zeiten, in denen das kleinste Hallenbad zum Wellness-Bereich erklärt, eine Sauna samt Liegen und sanfter fernöstlicher Musik als Spa deklariert wird, wirkt ein Kneipp-Becken im Kurpark eher altbacken. Aber das klassische Wassertreten ist keineswegs aus der Mode. Denn es härtet ab, kann Krampfadern vorbeugen und trainiert die Gefäße, wie Heilpraktikerin Martina Jachmann erläutert. Und das gilt nicht nur fürs Treten im kalten Wasser, sondern auch für warme und Wechselfußbäder. Sie alle lassen sich auch in der heimischen Duschwanne, einem Eimer oder Fluss praktizieren.

"Zunächst ist ein kaltes Fußbad natürlich herrlich erfrischend, vor allem, wenn man bei einer Wanderungen die Füße in einen kalten Bach steckt", erklärt Kneipp-Experte Uwe Steinacher. Damit daraus neben der Erfrischung eine therapeutische Anwendung wird, muss man die Beine abwechselnd ganz aus dem Wasser heben und vor allem regelmäßig Wasser treten. "Durch die Wechselreize verändern sich die Immunstoffe, was zu einer Kräftigung führt", sagt Steinacher. Dabei sollte das Wasser eine Temperatur zwischen 16 und 18 Grad Celsius haben, das gilt auch für die Anwendung zu Hause.

"Diesen Effekt kann man natürlich auch bei einem Strandspaziergang an der Nord- oder Ostsee erreichen, wo die Wassertemperatur ja häufig in diesem Bereich liegt", ergänzt Mediziner und TCM-Experte Thomas Rampp. Da die Füße in der Regel die meiste Zeit in Schuhen steckten, bekämen sie insgesamt zu wenig Reize. Auch ein Grund dafür, dass jedwedes Fußbad oder auch nur Planschen so wohltuend ist.

Wer allerdings ständig friert, an Durchblutungsstörungen, akuten Nieren- oder Blasenerkrankungen oder auch bestimmten Herzerkrankungen leidet, sollte beim Wassertreten vorsichtig sein. "Wichtig ist außerdem die Anwendungsdauer, die niemals so lange sein sollte, dass ein Kälteschmerz entsteht", sagt Kneipp-Lehrer Steinacher. Nach jedem Bad sollte man daher darauf achten, dass die Füße schnell wieder warm werden. Etwa durch schnelles Wandern, dann außerhalb des Wassers.

"Nach diesen kalten Bädern muss man das Wasser nur leicht abstreifen, das verlängert den Erfrischungseffekt", erklärt Allgemeinmediziner Rampp. Zwischen den Zehen allerdings sollte man sich unbedingt sehr gründlich abtrocknen, um Fußpilz und anderen Hauterkrankungen vorzubeugen. Anders verhält es sich da bei den warmen Fußbädern. "Da gilt es, den gesamten Fuß sehr gründlich abzutrocknen", sagt Heilpraktikerin Jachmann.

Warme Fußbäder sind nicht nur sehr wohltuend und können eine aufziehende Erkältung abwehren. "Da die Durchblutung grundsätzlich angeregt wird, wirkt sich das bis in die Nasenschleimhäute aus, und das Immunsystem wird in seiner Arbeit unterstützt", sagt Jachmann. Und Rampp verweist auf eine Studie des Schweizer Wissenschaftlers Kurt Kräuchi, der Ende der 1990er Jahre wissenschaftlich belegte, dass warme Füße signifikant für besseres Einschlafen sorgen. "Ein Fußbad erwärmt Füße und den ganzen Körper und ist daher sehr viel effektiver, als dicke Socken im Bett zu tragen", führt Rampp aus.

Auch bei aufziehendem Kopfschmerz kann ein Fußbad die Attacke abwehren oder zumindest abschwächen. "Senfmehl als Zusatz verstärkt den Effekt der kapillaren Erweiterung noch", erklärt Rampp. Rosmarin als Zusatz wirke wie ein doppelter Espresso, Baldrian und Lavendel beruhigend. Diese Zusätze hätten gleich eine doppelte Wirkung: über die Füße und durch die Nase. Allerdings sollte man vorher stets die eigene Haut auf allergische Reaktionen testen und bei empfindlicher Haut, die Füße gerade nach einem Senfmehlbad unbedingt reichlich mit Öl einreiben.

Das Gute an Fußbädern: Jeder kann sie leicht und preiswert anwenden, die Zusätze in Apotheken oder Drogerien kaufen und von den gesundheitsfördernden Effekten profitieren. "Wer eine richtige Therapie machen will oder gesundheitlich vorbelastet ist, sollte sich allerdings vorher ausführlich informieren und die Therapie fachkundlich begleiten lassen", rät Rampp. Ansonsten gelte: "Den Kopf halt kühl, die Füße warm, das macht den besten Doktor arm."