Sie bieten in Ihrer Praxis Freundschaftscoachings an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Katharina Smutny: Freundschaften sind ja auch Beziehungen. Die Beratung basiert deshalb auf ähnlichen Methoden wie die Paarberatung nur ohne den Aspekt der Sexualität. In der Regel kommen langjährige Freunde, die sich in einer Krise befinden, in die Praxis. Etwa weil es starke Verletzungen oder einen Vertrauensbruch gegeben hat und weil sie nicht mehr wissen, wie sie ohne Hilfe wieder Nähe herstellen können.
Inwieweit hat sich der Stellenwert von Freundschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

Die Freundschaft hat immer mehr Stellenwert im Leben jedes Einzelnen. Warum?

Smutny: Es gibt mehr Scheidungen, mehr Trennungen und eine größere Mobilität. Freundschaften sind eine Erweiterung der Familie geworden und ersetzen teilweise sogar Partnerschaften.

Wie schmerzhaft ist das Ende einer Freundschaft?

Smutny: Es gibt tatsächlich auch in Freundschaften so etwas wie Liebeskummer, ähnliche körperliche hormonelle Vorgänge. Es kommt natürlich auf die Intensität und Nähe an. Wie bei Liebeskummer muss der Schmerz in Phasen verarbeitet werden.

Muss das Beziehungskonto ausgeglichen sein?

Smutny: Das ist die Basis einer guten Freundschaft. Wichtig ist, dass sich das Geben und Nehmen über die Zeit hinweg die Waage hält. Es gibt Phasen, wo einer vielleicht mehr braucht als der andere. Am Ende muss es aber ausgewogen sein, sonst ist das keine gute Freundschaft.

Was verraten uns Dinge, die uns bei Freunden auf die Palme bringen, über uns selbst?

Smutny: Das ist wie ein Spiegel, der einem vorgehalten wird. Wichtig ist, zu hinterfragen, warum das so ist. Was hat das mit mir zu tun? Ein Beispiel: Geht man als Single-Freundin plötzlich übermäßig hoch, weil die Freundin viel Zeit mit ihrem neuen Partner verbringt, sollte man sich fragen, woran das liegt? Habe ich Verlustängste? Komme ich mit mir nicht klar? Habe ich zu wenig Hobbys oder andere Freunde?

Was tut man bei einem plötzlichen Ende einer Freundschaft?

Smutny: Wichtig ist zunächst einmal die Trauer und alle Gefühle, die aufkommen, zuzulassen. Wenn der andere plötzlich nicht mehr erreichbar ist, bleibt man alleine mit seinen Fragen zurück, die man in der eigenen Fantasie füllt. Es ist wichtig, zu hinterfragen, ob diese Fantasien, diese Gedanken, realistisch sind. Hat man wirklich etwas falsch gemacht? Wenn ja, was? Gibt es etwas, dass ich mir verzeihen möchte? Manchmal muss man dann einfach loslassen.

Psychologin und Beziehungscoach Katharina Smutny  Mehr zum Freundschaftscoaching unter: https://www.auftankstelle.at/
Psychologin und Beziehungscoach Katharina Smutny Mehr zum Freundschaftscoaching unter: https://www.auftankstelle.at/ © privat