Am Sonntag ertrank ein 6-jähriger Bub im Faaker See, Bode Millers 1-jährige Tochter in einem privaten Pool. Laut dem Verein "Große schützen Kleine" sind Juni und Juli die traurige Hochsaison für Ertrinkungsunfälle. Kinder unter fünf Jahren sind besonders stark gefährdet. Daher appelliert der Verein an Eltern und Aufsichtspersonen: Kinder im und am Wasser niemals aus den Augen lassen und in deren Schwimmkenntnisse investieren.

Präsident Holger Till warnt eindringlich: „Ertrinken passiert lautlos und innerhalb weniger Minuten. Kinder sollte man bis sie 10 Jahre alt sind und sehr gut schwimmen können, am und im Wasser nie aus den Augen lassen! Das klingt strikt, aber hier gibt es absolut keinen Spielraum für Kompromisse!“

Till hat gemeinsam mit Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins den Fokusreport „Ertrinken von Kindern in Österreich“ erstellt und dafür 200 Ertrinkungsunfälle aus dem Zeitraum 2007 – 2017 analysiert. Dieser zeigt: Jeder fünfte Ertrinkungsunfall endet tödlich. Auf ein tödlich verunglücktes Kind kommt ein weiteres, das infolge des Ertrinkungsunfalls mit einer schweren geistigen Behinderung leben muss.

Kleine Buben ertrinken am häufigsten

„Ertrinken ist die häufigste tödliche Unfallursache bei Kindern bis 5 Jahre, die zweithäufigste bei älteren Kindern", sagt Spitzer. Dennoch zeige sich: Bewusstseinsbildung wirkt. Betrachte man die tödlichen Kinderunfälle seit dem Jahr 1996 in Fünf-Jahres-Schritten, so sieht man, dass der Anteil der Ertrinkungsunfälle von 18 Prozent im Zeitraum von 1996 bis 2000 auf 10 Prozent im Zeitraum 2011 bis 2015 zurückgegangen sei.

61 Prozent der Ertrinkungsunfälle betreffen 0–4-Jährige, 50 Prozent passieren bis zum 3. Lebensjahr. Einer der Gründe für das hohe Ertrinkungsrisiko bei Kleinkindern ist der sogenannte „Totstellreflex“, der bei Kindern bis 3 Jahre auftritt: Sie können aus ungeklärter Ursache den Kopf nicht aus dem Wasser heben, selbst wenn die Wassertiefe 10 Zentimeter oder weniger beträgt. Gefahrenquellen sind deshalb nicht nur Pools, Biotope oder Teiche, sondern auch Planschbecken und Regentonnen.

Wie bei vielen anderen Kinderunfallarten sind auch bei Ertrinkungsunfällen die Buben mit zwei Drittel der Unfälle einem höheren Risiko ausgesetzt.

Zuhause am gefährlichsten

Sowohl das Durchschnittsalter beim Unfallort wie auch bei der Unfallkategorie zeigen deutlich, dass die Jüngsten zu Hause, die mittlere Altersgruppe im Schwimmbad und die älteren Kinder in See bzw. Fluss, beim legalen aber auch illegalen Baden, verunfallen.

Fast die Hälfte aller Ertrinkungsvorfälle passiert in öffentlichen Schwimmbädern oder Seen, rund ein Viertel im eigenen Pool. Danach folgen Flüsse und Teiche/Biotope. Betrachtet man jedoch die tödlichen Ertrinkungsunfälle, so finden sich private Pools und Flüsse an erster Stelle. Auf sie entfallen je 30 Prozent der tödlichen Unfälle. 14 Prozent passieren in öffentlichen Schwimmbädern, 9 Prozent in Seen.

In öffentlichen Schwimmbädern ist die Überlebensrate nach einem Ertrinkungsunfall relativ hoch, weil das zu ertrinken drohende Kind oftmals rasch bemerkt und aufgefunden wird. Außerdem gibt es hier eine schnelle, gute Rettungskette.

In privaten Pools wird das Kind oft zu spät bemerkt. Auch sind die Erste-Hilfe-Kenntnisse der „Aufsichtsperson“ meist mangelhaft. Till rät daher dringend, einen Kindernotfallkurs zu besuchen, um im Ernstfall schnell und richtig reagieren zu können.

Mangelnde Aufsicht

Eine Unterscheidung des Unfallherganges in „bewusstes Schwimmen und untergehen“ (41 %), „Hineinstürzen in ein Gewässer“ (34 %) und „unbemerkt ins Wasser gelangen“ (25 %) zeigt, dass bei den Jüngsten die Aufsicht der Erwachsenen und bei den Mittleren das Überschätzen der Schwimmkenntnisse signifikant zum Unfall beitragen.

Ab 4 Jahren sollten Kinder Schwimmkurse besuchen! „Scheine“, wie etwa der Freischwimmerausweis, werden aber sowohl von Kindern als auch von Eltern überschätzt. „Kinder, die gerade erst schwimmen gelernt haben, sind im Wasser nicht sicher. Vor allem, wenn sie es in einem Schwimmbad gelernt haben, und nun in einem See oder im Meer schwimmen. Werden sie von einer ungewohnten Situation überrascht, können sie alles Gelernte vergessen und schnell und lautlos untergehen“, gibt Till zu bedenken. Neben Meer und See passiert das auch immer wieder in Wellenbecken und Strömungskanälen.