Grundsätzlich ist es immer die ganz persönliche Entscheidung der Mutter, ob sie ihr Kind stillen will oder nicht“, stellt Petra Felser, Krankenschwester und Stillberaterin, fest. Auch nichtstillende Mütter könnten eine gute Bindung zu ihrem Kind aufbauen. „Zum Beispiel durch nackten Haut-zu-Haut-Kontakt, das sogenannte Bonding. Das Kind wird dabei nur in Windeln gekleidet auf die nackte Brust der Mutter oder des Vaters gelegt. Die Kinder können hier zur Ruhe kommen und völlig entspannen“, so Felser.

Stillhormone

Die Bedeutung der Bindung der Mutter an das Kind ist wissenschaftlich belegt. „Sie gewährleistet das Überleben des Babys. Denn der Säugling ist darauf angewiesen, dass er von seiner Bezugsperson ernährt und umsorgt wird. Diese Bindung erlangt die Mutter leichter, wenn sie ihr Kind stillt. Dafür sind die Stillhormone Oxytocin und Prolaktin verantwortlich“, erklärt Felser.

Das Kind baue an der Mutterbrust Stress ab, Schmerzen würden gelindert, ein starkes Band zwischen Mutter und Kind geknüpft. Die klinische Psychologin und Safe-Mentorin Verena Maier sieht das Stillen grundsätzlich als eine wichtige und gute Form für einen sicheren Bindungsaufbau zwischen Kind und Mutter. „Mütter sollten dabei unterstützt werden, dass diese Art des Bindungsaufbaus nach der Geburt gelingt. Aber man soll Müttern, die nicht stillen, kein schlechtes Gewissen machen.“

Ersten sechs Monate

Die Österreichische Stillkommission, die Österreichische Gesellschaft für Kinderernährung und die Weltgesundheitsorganisation empfehlen Muttermilch in den ersten sechs Monaten wegen der Nahrungszusammensetzung und -verträglichkeit. Wann man damit aufhören soll, „hängt allein von Mutter und Kind ab. Stillen ist eine Beziehung, und man sollte über eine Veränderung nachdenken, wenn sie für einen nicht mehr stimmig ist. Das natürliche Abstillalter liegt zwischen 2,5 und 7 Jahren“, sagt Felser.