Ab welchem Alter sollte man sein Gehirn trainieren?
ANJA ISCHEBECK: Eigentlich so früh wie möglich. Unsere Gehirne sind gerade in jungen Jahren äußerst anpassungsfähig. Man sollte sich aber immer überlegen, was man konkret üben will.

Können Apps hilfreich sein?
Mit Apps das Gehirn zu trainieren, ist anders als im Sport. Wenn wir Sport treiben – fast egal welchen –, dann steigt unsere generelle körperliche Fitness. Also liegt der Schluss nahe, dass wenn wir das Gehirn trainieren, auch unsere Intelligenz steigt oder unsere geistige Fitness, egal was wir da üben. Das versprechen einige Apps, aber das stimmt so nicht. Apps trainieren vielmehr nur ganz speziell nur diejenige konkrete Fähigkeit, die man zum Lösen der speziellen Aufgabe braucht. Das ist wie beim Kopfrechnen. Wenn man Kopfrechnen übt, wird man besser darin, beherrscht deshalb aber noch lange nicht andere Gebiete der Mathematik besser. Apps sind dann hilfreich, wenn wir sie oft genug nutzen, um etwas zu lernen oder einzuüben.

Welche davon sind konkret nützlich und welche nicht?
Nützlich sind eigentlich die, welche eine Fertigkeit trainieren, die wir möglichst so brauchen, wie die App sie anbietet. Wer besser im Schachspielen werden will, kann mit geeigneten Schachprogrammen besser werden. Die Benutzung der App sollte Spaß machen, sonst verwenden wir sie nicht oft genug für einen merklichen Lerneffekt. Die Spaßaspekte einer App sollten den Nützlichkeitsaspekt allerdings nur begleiten und nicht ersetzen.

Wie kann man das als Laie erkennen?
Kritisch wird es, wenn zu viel versprochen wird. Eine Steigerung der Intelligenz ist nicht zu erwarten, auch nicht eine generelle Steigerung der geistigen Fitness. Wenn wir Sudokus lösen, werden wir besser darin, Sudokus zu lösen, aber das ist es auch schon.

Welche Alternativen für das Hirntraining gibt es zum Smartphone-Apps?
Es gibt sogar Dinge, die besser als Smartphones sind, denn Smartphones sind recht reduziert. Es gibt ein Display und wir tippen mit den Fingern darauf herum oder wischen hin und her. Für das Lernen ist es aber besser, wenn wir möglichst mit allen Sinnen etwas lernen. Je tiefer das Lernmaterial verarbeitet wird, desto besser. Sprachtraining ist effizienter, wenn wir das in der Gemeinschaft tun. Vorlesen fördert die Sprachentwicklung von Kindern viel mehr als sie vor einer Lern-DVD zu parken. Die Tiefe der Verarbeitung oder der soziale Aspekt sind mit Smartphones oft nicht so einfach zu realisieren.