Zuletzt in Wien. Später in Berlin und London. Kommenden Sonntag auch in Graz? Immer mehr Starterinnen und Starter setzen bei Marathons (und kürzeren Straßenlaufwettkämpfen) auf Laufschuhe mit einem auffällig hohen Sohlenblock. Vor allem im Fersenbereich erinnern die klobigen Konstruktionen an plumpe Plateauschuhe. Was soll das bringen?
Die Frage hat Eliud Kipchoge, der aktuell wohl weltbeste Marathonläufer, vor zwei Jahren in Wien beantwortet, als er auf einer Pendelstrecke in der Prater Hauptallee in Wien als erster Mensch einen Marathon in weniger als zwei Stunden absolvierte. In völlig neuartigen Schuhen seines Ausstatters Nike.
Später lief mit ähnlichen Modellen Brigid Kosgei auch bei den Frauen einen neuen Weltrekord. Mittlerweile haben alle größeren Marken derartige „Highheels“ im Portfolio. Bei Spitzenathleten gehören sie längst zur Grundausstattung, aber auch immer mehr Hobbyläufer greifen zu den wenig elegant wirkenden, aber meist sehr leichten Schuhen, die ein wolkenartiges Laufgefühl, vor allem aber Bestzeiten versprechen.
Es ist aber nicht die schaumstoffpolsterartige Optik, die schneller macht. Die wahre Innovation liegt im Inneren der Schuhe und ist von außen nicht sichtbar: In den Sohlen sind Carbonplatten verbaut. Sie versteifen die Sohle dort, wo es notwendig ist und optimieren so den Übergang vom Aufsetzen über das Abrollen bis zum Abdruck. Die Zehengelenke müssen nicht mehr gekrümmt werden, das spart Kraft, die Laufökonomie verbessert sich.
Der Verbund aus responsivem Dämpfungsmaterial der Sohle und der gebogenen Platte und ihrer „federnden“ Eigenschaft, gibt seine Verformungskräfte als Energie an den Läufer zurück. Und macht schneller – zwischen drei und vier Prozent gegenüber Standardlaufschuhen, haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt.
Zumindest so lange die Lauftechnik passt und der Schritt sauber ausgeführt wird. Bei Hobbyläufern spätestens im letzten Drittel eines Marathons ein Ausschlusskriterium. Dann wird aus dem luftig-federnden Dahinschweben nicht selten in dumpftöniges Dahinstampfen, das an Saugnäpfe erinnert.
Aber auch bei der Elite gibt es limitierende Faktoren. Der internationale Leichtathletikverband hat die erlaubte Sohlenhöhe mittlerweile auf 40 Millimeter beschränkt. Der schnellste Läufer beim Wien-Marathon ging diesbezüglich in die Geschichte ein: Er wurde als Erster wegen zu hoher Sohlen nachträglich disqualifiziert.