Brustkrebs ist die häufigste tödliche Krebserkrankung bei Frauen. Rechtzeitige Früherkennung erhöht die Heilungschancen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist ein exaktes Verfahren, um Tumore des Brustgewebes zu erkennen und zu klassifizieren. Manchmal ist sie "zu genau", was weitere Abklärung nötig macht und sogar zu unnötigen Operationen führen kann. Ein Team der MedUni Wien hat für einen nichtinvasiven bildgebenden Biomarker weltweit erstmals einen Grenzwert bestätigt. Dieser kann ohne Zeitaufwand in kurze Standarduntersuchungen integriert werden und könnte die Rate der Biopsien nach MRT-Untersuchungen um 30 Prozent senken, berichtete die MedUni am Montag. Da die Infrastruktur für diese Messung in allen radiologischen Einrichtungen in Österreich vorhanden ist, könnte der Biomarker "sofort flächendeckend" zur Anwendung kommen.

Biopsien als große Belastung

Bei einer bis zwei von zehn Frauen kommt es zum Fehlalarm durch Veränderungen, die Brustkrebs in der MRT-Darstellung ähneln, berichtete die MedUni. Zur Diagnosestellung wird dann eine Biopsie des Brustgewebes vorgenommen, um sicherzustellen, dass kein Tumor vorliegt. Diese Gewebsentnahmen stellen für viele Frauen eine erhebliche psychische wie physische Belastung dar und verursachen darüber hinaus Kosten. Eine von der MedUni Wien geleitete Arbeitsgruppe habe nun in einer Studie nachweisen können, dass ein bestimmter Grenzwert (ADC) in einem speziellen MRT-Verfahren, der diffusionsgewichteten Bildgebung (DWI), Aufschluss darüber gibt, ob der fraglichen Läsion eine Biopsie entnommen werden muss. In der MRT wird mit Hilfe starker Magnetfelder gemessen, wie Wassermoleküle im Körper verteilt sind. So können verschiedene Körperstrukturen, etwa Blutgefäße, sichtbar gemacht und schichtweise dargestellt werden. Bei der Brustkrebsvorsorgeuntersuchung wird die Durchblutung des Gewebes gemessen. In manchen Fällen ist es schwer zu sagen, ob entdeckte Knoten bösartig sind, oder ob das Gewebe nur besonders dicht und daher gut durchblutet ist.

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Ein zweites MR-Verfahren, die DWI, stellt die Bewegung von Wassermolekülen in Strukturen dar und kann sie durch den Diffusionskoeffizienten (ADC) auch objektiv messen. Das Studienteam der MedUni führte nun anschließend an die herkömmliche MRT noch eine DWI durch. Paola Clauser, Universitätsklinik für Radiologie von MedUni Wien und AKH Wien, Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der beiden Einrichtungen und Erstautorin der Studie: "Mit Hilfe der DWI können wir Läsionen viel besser charakterisieren. Denn: Im gesunden Gewebe 'tanzen' die Wasserstoffmoleküle schneller als bei bösartigen Tumoren. Karzinome weisen eine hohe Zelldichte auf und hindern die Wassermoleküle bei ihrer Bewegung. Wir konnten nun belegen, dass wir Brusttumoren, wenn der Grenzwert (ADC) größer gleich 1,5+10-3 mm2/s ist, nicht biopsieren müssen." Die DWI dauert maximal drei Minuten, würde aber die Diagnose erheblich verbessern. Pascal Baltzer, Universitätsklinik für Radiologie von MedUni Wien und AKH Wien, Mitglied des CCC und Studienleiter: "In dieser multizentrischen Studie ist es uns mit diesem Grenzwert gelungen, einen objektiven, standardisierten Biomarker zu etablieren." Er sei überall anwendbar, weil er weitgehend vom Gerät, der Erfahrung der Radiologen, der Messzeit oder dem -verfahren unabhängig sei.