Früher hat einem das freundlich lächelnde Bordpersonal beim Einsteigen ins Flugzeug ein Erfrischungstuch überreicht. Oder sogar einen Schokoriegel. Jetzt lächelt die Crew noch immer, nur dass man sich die hochgezogenen Mundwinkel unter der Maske dazu denken muss. In die Hand gedrückt bekommt man jetzt ein Desinfektionstuch, mit dem man seinen Sitzplatz reinigt. Auch hat sich nichts daran geändert, dass man als Glücklicher auf Fenster- oder Gangplatz inständig hofft, dass der Mittelsitz frei bleibt.

„Im Flugzeug kommen einige Aspekte zusammen, die wir in der Pandemie eigentlich nicht wollen“, sagt Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der Med Uni Wien: Viele Menschen auf engem Raum, ohne Mindestabstand. Beim Sitzen in den Reihen kann der Mindestabstand nicht eingehalten werden – eine ursprüngliche Forderung von Virologen, den Mittelsitz verpflichtend frei zu lassen, wurde von den Fluglinien abgelehnt. Auch die internationale Luftverkehrsvereinigung sprach sich dagegen aus – aus ökonomischen Gründen, da eine solche Maßnahme eine „dramatische Kostensteigerungen“ für Airlines bedeutet hätte. Aber auch die ökologische Komponente spielt mit: Leere Plätze in Flugzeugen könnten zu mehr Flugaufkommen führen.

"Keine Hochrisikozone"

Zwar wäre eine Reduzierung der Passagierzahlen wünschenswert gewesen – dennoch sehen Mediziner das Fliegen in Coronazeiten als überschaubares Risiko an. „Nach momentanem Wissen bewerten wir Flugzeuge nicht als Hochrisikozone für eine Ansteckung“, sagt Bernd Lamprecht, Lungenfacharzt und Covid-Spezialist am Kepler Klinikum Linz.

Bis dato sind keine Ansteckungen, die in Flugzeugen stattgefunden haben, aufgetaucht, sagen die Mediziner – und das, obwohl das Virus ja ursprünglich per Flugzeug von China aus in die Welt gereist sein muss. Ein Fallbeispiel, der in einer Fachzeitschrift aufgearbeitet wurde, unterstützt diese These: Auf einem Flug im Jänner von China nach Toronto befanden sich zwei Passagiere, die trockenen Husten hatten und später positiv auf Covid-19 getestet wurden. 350 Passagiere waren für 16 Stunden in diesem Flugzeug – doch es kam zu keiner Ansteckung. Die Studienautoren führen das darauf zurück, dass an Bord alle Passagiere Schutzmasken getragen haben und die Infizierten milde Symptome hatten.

"Mund-Nasenschutz unabdinglich"

„Um den fehlenden Mindestabstand zu kompensieren, ist die Mund-Nasenschutzmaske unabdinglich“, sagt Hutter. Airlines weisen außerdem daraufhin, dass die Raumluft in Flugzeugen auf sehr hohem Niveau sei: Der Luftstrom verläuft von oben nach unten – die Luft strömt über die Kabinendecke ein und wird unter den Sitzen wieder abgesaugt. So werde die Luft regelmäßig ausgetauscht und über hochwertige Filteranlagen gesäubert, heißt es von den Airlines. „Durch den regelmäßigen Luftaustausch und die sehr trockene Luft im Flugzeug, dürfte das Risiko einer Ansteckung tatsächlich gering sein“, sagt Lamprecht. „Wir müssen die Situation weiterhin genau beobachten, denn erst jetzt nimmt das Flugaufkommen wieder zu und es können potenziell Infizierte an Bord sein“, sagt Hutter. Er unterstreicht, dass das Ansteckungsrisiko auch vom Verhalten der Passagiere abhänge.

Hängt vom Verhalten der Passagiere ab

Die Regeln der Mediziner: Mund-Nasenschutz muss getragen werden – manche Passagiere wollen mit FFP2-Masken einen besonders großen Schutzeffekt erzielen, aber: Hat die Maske ein Atemventil, entweichen potenzielle Viren des Trägers ungefiltert in die Umgebung. Daher sollten FFP-Masken ohne Atemventil oder mit speziellem Ausatemfilter genutzt werden, um auch andere zu schützen! Für jede Maske gilt: Wichtig ist, dass sie möglichst dicht sitzt.

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Außerdem sollte man im Flugzeug so wenig wie möglich herumlaufen und die individuellen Gebläse über den Sitzen einschalten, um den Luftstrom zu gewährleisten. „Auf null können wir das Risiko nicht senken“, sagt Hutter – aber im Flugzeug gebe es im Unterschied zum Beispiel zu kulturellen Großveranstaltungen einen „Rettungsschirm“: „Wir wissen, wer auf welchem Platz gesessen ist, das macht die Nachverfolgung in einem Ansteckungsfall sehr einfach“, sagt Hutter.